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Lot 1 Antiphonar
4 Einzelblätter aus einem Antiphonar. Lateinische Handschrift auf Pergament, beidseitig beschrieben. Mit 11 großen ein- bis zweifarbigen Initialen sowie Quadratnoten auf 5 roten Zeilen. 18. Jahrhundert. Blattgröße: 60 x 39 cm, Schriftspiegel: 50 x 31 cm. In schwerer Halblederkassette des 20. Jahrhunderts mit Holzdeckeln und Schließen aus Pergament und Bein (eine Öse fehlt). [*]
Zuschlag 400 €
Teils gebräunt, Ränder abgegriffen, auf 2 Blattseiten stark.

Lot 2 August der Starke, Kurfürst von Sachsen und König von Polen
Lehensbestätigung über das Gut Mittel-Sproitz in der Lausitz für Wolf Adolph Traugott von Nostitz. Deutsche Handschrift auf Pergament. Mit kalligraphischer Auszeichnungszeile und anhängendem Wachssiegel in gedrechselter Holzkapsel. Görlitz, 20.X.1719. 1 S. 38 x 57,5 cm. Plica: 2,5 cm. Siegeldurchmesser mit Kapsel: 8 cm. Gerollt. [#]
Zuschlag 1300 €
Das Rittergut Sproitz befand sich bis 1768 im Besitz derer von Nostitz und Jänckendorf. Mit vorlieger Urkunde erhält Wolf Adolph Traugott von seinen Brüdern zwei Drittel von Mittel-Sproitz zugesprochen. Im Namen des Königs unterschreibt Heinrich Gottlob Modrack. – Angestaubt, Tintenfraßstelle in der Initiale der Auszeichnungszeile, sonst gut erhalten, besonders das Siegel.

Lot 3 Bismarck, Otto von
Huldigungsadresse der Bürger Lübecks anläßlich von Bismarcks Rücktritt. Handschriftliches Widmungsblatt auf Pergament mit Ansicht von Lübeck in Federzeichnung und kalligraphischem Text in Rot und Schwarz, signiert J. Kubick. Lübeck, April 1890. 57 x 43,5 cm. – Dazu 14 Bl. gedrucktes Namensverzeichnis auf Papier. 45 x 28 cm. Alles gerollt in zweiteiliger, reich geschnittener, bossierter und teilweise bemalter Lederhülse (ca. 48 x 12 cm), innen mit goldfarbenem gewebten Stoff ausgeschlagen. [#]
Zuschlag 500 €
Das Widmungsblatt mit breiter, figürlich und ornamental verzierter Einfassung, darin unten Gesamtansicht Lübecks. – Drucktext etwas gebräunt und mit kleinen Randläsuren, sonst sehr gut erhaltenes Unikat in prächtiger historistischer Lederhülse mit dem Wappen Bismarcks.

Lot 4 Blaurer (Blarer), Ambrosius
Eigenhändiger Brief mit voller Unterschrift in deutscher Sprache. Isny, 3. August 1538. 1/2 S., rückseitig Adresse. 31,5 x 22 cm. Mit papiergedecktem Siegel. [#]
Zuschlag 850 €
An den Bürgermeister und Rat von Memmingen. Blaurer hatte ab 1529 die Reformation in der Stadt mitbetrieben, die Oberen hatten sich jetzt seiner entsonnen. Blaurer antwortet: “E(wer) E(hr)w(ürden) schreiben habe ich empfangen ouch seines inhalts mitt sonderm danck vernommen, so ich spire meiner vorgehapten müh und arbait bey E E w kerchen noch nitt vergessen sein. Demnach ich nün on das Gottes gemeind zu Memmingen in dem Herren zu grüssen und anzusprechen von Herzen begierig, bin ich ewer w. gunstigem beger sovyl mehr geneigt, wo es der Herr gnedegklich schicken wil . E E w in allweg frenntlich unnd dienstlich wolgefallen zubeweysen, byn ich ongespornts fleyss allerding zuvoran berait .” Blaurer war wenige Wochen zuvor durch Herzog Ulrich von Württemberg ungnädig entlassen worden, wandte sich dann jedoch nicht nach Memmingen, sondern nach Augsburg und Konstanz. – Kleine Rand- und Faltenschäden, Rückseite etwas fleckig und mit alter Randhinterlegung, sonst sehr gut erhalten.

Lot 5 Che Guevara, Ernesto
Eigenhändiges Schreiben mit Absenderangabe “Comandante Ernesto che Guevara” und Unterschrift “che”. Havanna, 3.XI.1961 (“Ano de la educacion”). 1 S. Schwarzer Kugelschreiber auf steifem, rückseitig lackiertem Papier. 23,5 x 16,5 cm. [#]
Zuschlag 2400 €
Hastig auf Gelegenheitspapier verfasste Nachricht an Luis de la Fé Miguez im Ministerium für Industrie. – “Como jefe de Personal de este ministerio, usted vea obligado a cumplir la legislacion vigente. Hasta este presente usted no ha cumplido, por lo que le comunico … para esta, me lo haga llegar de immediamente, para lo cual tiene el dia para esto, o tomare medidas serias con usted y comunicare al consejo de direccion. Revolucionamente …”. – Beiliegend: Original-Photographie von der Empfangsparade für Che Guevara in Uruguay 1961. Vintage. Silbergelatine, rückseitig handschriftliche Bezeichnung und Archivstempel der Revista Tricontinental. – Das Schreiben schriftseitig mit schwacher Feuchtigkeitsspur im linken Rand, rückseitig etwas stockfleckig, Photo etwas verknickt.

Lot 6 Diebe und Mörder – Ackermann, Ernst Wilhelm
Untersuchungs-Acta wider Johann Friedrich Jacob Schneidern, allh(ier), wegen an der Höckin, Christiana Dorothea Wallin, vulgo Rosin, genannt, begangenen Mordes. Ergangen vor Fürstl. Sächs. Amte Ilmenau 1797. Vol. II (allein). Deutsche Handschrift von mehreren Händen auf Papier. Ilmenau, 1797/98. Titel, 167 num., meist beidseitig in braunschwarzer Feder beschriebene Bl., 5 adressierte und teils gesiegelte Briefumschläge, 22 weiße Bl. 35 x 21 cm. Auf einen breiten Rückenfalz geheftet. [#]
Zuschlag 600 €
Am Jahrmarkts-Sonntag, den 2. IV. 1797, erschlug der noch nicht 16-jährige Holzfahrer Schneider, Sohn des “Peruquier und Stadtwachtmeisters” Johann Christian Schneider, in Ilmenau die 76-jährige Kramladenbesitzerin Wall mit einem Knüppel und erbeutete etwa 3 Taler. – Die vorliegenden Akten weisen mehrfach die Hand- und Unterschrift des Ilmenauer Justizamtmannes Ernst (Christian) Wilhelm Ackermann (1761-1835) auf, unter dessen Leitung Gericht über den jugendlichen Raubmörder gehalten wurde. Auch zwischengebundene Korrespondenz mit der herzoglichen Kanzlei in Weimar (Entwürfe, Antwortschreiben, die separat gehefteten Briefumschläge) stammt von ihm oder ist an ihn adressiert. – Den Auftakt bildet die “Special-Inquisition” (Bl. 1-50), d.h. Protokoll über das Verhör des Jungen. Es ist von Ackermann und seinen Schöffen unterzeichnet, unter letzteren auch der Mineraloge Carl Wilhelm Voigt. Es folgt die eigenhändig unterzeichnete Verteidigungsschrift des Amtsadvokaten Johann Günther Friedrich Sander (Bl. 53-69). Dieser argumentiert, dass die Wunden am obduzierten Leichnam der alten Frau nicht ausschließlich von Schneiders Knüppel herrühren könnten und die Blutspuren an seiner Kleidung auf Schläge des Vaters zurückgingen. Außerdem sei der Inquisit minderjährig und von den Eltern vernachlässigt worden. Diese Einlassung veranlasst je ein juristisches und medizinisches Gutachten der Universität Jena (Bl. 77-107, 111-133 in Original-Ausfertigungen), beide widerlegen den Verteidiger und plädieren auf Hinrichtung Schneiders mit dem Schwert. Am 21.II.1798 erfolgt eine auf Bl. 159/160 von Ackermann protokollierte Einigung zwischen Gericht und Verteidigung, am gleichen Tag entwirft er ein Rechtfertigungskonzept gegenüber Weimar (Bl. 163-167). Die Exekution Schneiders fand am 27. II. statt. – Korpus unbeschnitten, Ränder teils angestaubt, Titel stärker, zu Beginn etwas ausgefranst und wasserrandig, Eckabriss am Schlussblatt des medizinischen Gutachtens, insgesamt wohlerhalten.

Lot 7 Dörmann, Felix
Eigenhändige Porträt-Postkarte mit Gedicht, voller Unterschrift und Adressierung. Wien, 1.XI.1910 (Poststempel). 1 S., rückseitig Original-Photographie mit einbelichteten Namen (Atelier H. Rosen). Vintage. Silbergelatine. 13,5 x 8,5 cm. [#]
Nachverkaufspreis 200 €
Dörmann (1870-1928) gilt als schillernde Persönlichkeit in der Filmwelt und Literatur Wiens. Seine von Lenau und Baudelaire geprägte Lyrik wurde zunächst beschlagnahmt. Er sendet hier folgendes Gedicht: “Weise dem Leben die Zähne, ziehe dein frechstes Gesicht, aber gar nie eine Träne, das verzeiht es dir nicht.” Adressatin ist Fräulein Käthe Matthias in Wien. – Angestaubt, das Photo etwas ausgesilbert.

Lot 8 Eckermann, Johann Peter
Eigenhändiger Brief mit Unterschrift “Eckermann”. Weimar, 29.VII.1842. 3 S. und Adresse mit kleinem Siegel auf einem Doppelblatt. 26 x 21 cm. In altem Sammlungsumschlag.
Zuschlag 1200 €
An Theodor Mundt in Berlin, sein “theurer Freund”, der ihm durch sein “liebes Briefchen eine rechte Freude gemacht” hat. “Ich habe die ganze Zeit her gekränkelt besonders an einem fatalen Magenschmerz der sehr hartnäckiger Art zu seyn scheint. Mein Plan ist vorläufig an dem Erbgroßherzog gescheitert, der mit mir nächsten Winter allerlei treiben will und dem ich habe die Hand darauf geben müssen vorläufig noch nicht von hier zu gehen.” – Über Carl Alexander von Sachsen-Weimar-Eisenach (1818-1901), dessen liberale Einstellungen Weimar zu einem Zufluchtsort für verfolgte Schriftsteller werden ließen: “Er ist ein vortrefflicher junger Fürst von dem für die Literatur viel Gutes zu erwarten ist, und den ich recht lieb habe. Ich war diese Zeit einige mal mit ihm in Ettersburg, wo ich denn auch im Walde stundenlang mit ihm umherstreifte. Es war auch von Ihnen die Rede und es freute mich zu hören daß Ihre Persönlichkeit den günstigsten Eindruck auf ihn gemacht, wie dieß denn auch nicht anders seyn konnte.” – Eckermann versichert, für die von Mundt herausgegebene Zeitschrift “Der Pilot” weiterhin zu werben. Er selbst habe “eine recht bedeutende Lectüre gehabt in den Souvenirs de la Terreur von George Duval … Vortrefflich!” – Erwähnt ferner Besuche des Novellisten (Heinrich) Wenzel sowie des Fürsten Pückler, “eine in hohem Grade interessante Persönlichkeit”. Er grüßt Mundts Frau herzlich und schließt: “Sie sind mir beide in den wenigen Augenblicken recht werth geworden und so dürfte denn wohl die Nachwirkung dieser Begegnung von Dauer seyn.” – Außenränder etwas ausgefranst, kleiner Ausriss durch die Siegelöffnung, sonst wohlerhalten.

Lot 9 Färberzunft Basel
Handwerksbuch der Baseler Schwarz- und Schönfärber, 1660-1717. 166 num. S., davon 52 leer. Verschiedene Hände in brauner oder schwarzer Feder. 20,5 x 16 cm. Pergamentband der Zeit unter Benutzung einer spätmittelalterlichen Handschrift mit roten und blauen Initialen (berieben und fleckig, Schließbänder ausgefranst). [#]
Zuschlag 330 €
Dokumentiert in separaten Abteilungen Gebührenzahlungen, Satzungsartikel, Ledigsprechungen sowie Berichte über Vorsprachen beim Rat, Versammlungen, Anklagen etc. Zahlreiche Freigesprochene stammten aus Basel und der übrigen Schweiz, andere kamen z.B. aus Straßburg, Augsburg, Göttingen, Braunschweig oder Güstrow. Gesellen und Meister haben teils ihre eigenhändigen Unterschriften hinterlassen. Als Zahlungsmittel werden in den “Artickuln” auf S. 13 “gutte batzen basler wehrung” genannt. Häufige Meisternamen sind Hinderlang (“von Basel”) und Hindermann. – Etwas fingerfleckig, sonst gut erhalten.

Lot 10 Floridi, Bonaventura
Rubricella Instr(ument)orum Rogat(orum) à die 16. Aprilis 1762 usquè ad diem 4. Aprilis 1766. Italienische, gelegentlich auch lateinische Handschrift auf Papier. Vallerano (Latium), 1762-66. 7 Bl. Titel und Namensindex, 504 num. Bl., einschließlich teils kleinformatiger Einschaltungen. Meist beidseitig von mehreren Händen in sauberer Kursive mit schwarzbrauner Feder beschrieben, Leerräume sorgfältig ausgekreuzt. 29 x 21 cm. Flexibler Pergamentband der Zeit mit handschriftlichem Rückentitel, abgeschrägten Kanten und Schließbändern (etwas fleckig, kleiner Hakenriss im Bezug des Vorderdeckels). [#]
Nachverkaufspreis 400 €
Akkurat geführtes Protokollbuch eines Notars, über weite Strecken von ein- und derselben Hand niedergeschrieben. Die von ihm dokumentierten Fälle sind mit juristischen Termini wie Assignatio Bonorum, Cambium, Cassatio Cambii, Census, Cessio Census, Datio, Deliberatio, Quietantia, Retrovenditio, Venditio gekennzeichnet und mit Tagesdaten versehen. Gelegentlich sind zugehörige Original-Dokumente hinzugeheftet, teils mit Stempel oder Siegel. – Unbeschnitten, vor allem zu Beginn Fingerspuren, sonst frisch.

Lot 11 Friedrich, Götz
1 eigenhändiger Brief und 6 eigenhändige Karten mit Unterschrift “Dein Götz” sowie ein Telegramm. Verschiedene Orte (darunter Bayreuth), 1971-73 und 1995 (1 vorgedruckte Karte). Zusammen ca. 9 S. Karten: ca. 10 x 15 cm, Brief: DIN-A4.
Nachverkaufspreis 240 €
Grüße und teils sehr persönliche Nachrichten des bedeutenden Regisseurs aus der Zeit seiner Republikflucht (1972), sämtlich an die Sopranistin (“Kammersängerin”) Ingrid Czerny gerichtet (geb. 1932, ab 1957 an der Komischen Oper in Ostberlin, wohnhaft Karl-Marx-Allee 26). – Marianske Lazne, 11.XI.1971: “Nach der Tannhäuser-Absage geht es mir nicht gut.” – (Berlin), 3.III.1972: “Liebe Ingrid, schade, daß Du eben an mir vorbeigelaufen bist. Denn ich wollte Dir doch sagen, wie sehr Du mir als Frasquita gefallen hast. Unter diesen Solisten warst Du ein Mensch auf der Bühne.” – Amsterdam, 10.VI.1973 (Brief, 2 S.): “Inzwischen wächst ja nun Gras, und immer mehr Leute erkennen, wie notwendig mein Schritt war … Wohl fühle ich mich nicht, glücklicher bin ich noch weniger. Nur die ersten Monate in Stockholm waren schön, die Arbeit dort, die Leute, das Land. Sighilt (Pahl, seine zweite Frau) wird dort bleiben und arbeiten. Ich ziehe wieder mal allein durch die Welt.” Er berichtet ferner von seinen Arbeiten und Reiseplänen. – Friedrich konnte dann doch den Tannhäuser in Bayreuth inszenieren. Von dort eine Bühnen-Postkarte, 12.VII.1973: “Nach einem der 10 Std. Probetage der letzten Monate wenigstens in dieser Form Dank für Deinen Brief nach Wien, der mich wie immer beschäftigt, belastet, froh und ein bißchen stolz machte. Ich hab weder Euch noch Dich je vergessen – kann es gerade jetzt weniger denn je … Verzeih, daß ich Dir so wehtat. Jetzt zahl ich meine Schulden. Ich fühle mich recht elend.” – Das Telegramm aus Kopenhagen, 29.VII.1973: “hertlichst (sic) toitoitoi goetz” – Aus dem Sommer 1995 gedruckte Einladung zu Friedrichs 65. Geburtstag mit eigenhändiger Gratulation “zum Kulturpreis!! Über diese Nachricht habe ich mich mit Dir und für Dich irrsinnig gefreut.” – Beiliegend: doppelte Kopie von Czernys Geburtsurkunde und ihr Exlibris. – Gut erhalten.

Lot 12 Gebetbuch – Trötter, Johann Georg
Eigenhändiges Gebetbuch. Mit zahlreichen Rokoko-Kartuschen für Seitenzahlen und Überschriften sowie floralen Zierstücken in aquarellierter Feder. Bernhöch (Oberpfalz), 1786. 8 Bl., S. 17-224., 1 Bl. Gebete in schwarzer Feder-Kursive, Überschriften in roter und grüner Fraktur. 17,5 x 10 cm. Schwarzer Lederband der Zeit mit fast verblasster Goldprägung, Kattunpapiervorsätzen und Goldschnitt (Rückdeckel lose, weißes Vorsatzblatt entfernt).
Zuschlag 240 €
Reichhaltig geschmücktes und fein ausgeführtes Gebetbuch. Der Schreiber und Besitzer nennt sich auf dem Schlussblatt. – Gelegentlich fingerfleckig, zu Beginn auch einige größere Braunflecken, sonst sauber.

Lot 13 Italien
Tagebuch meiner Reise durch Italien. Vom 3. Dec(em)ber 18. bis 10. July 1819. Anonyme Handschrift auf Papier. Mit 2 Skizzen, 2 lithographierten Faltplänen und 1 beikolorierten Kärtchen. Ohne Ort, 1818/19. 500 num. S. und etliche Leerblätter. 20 x 12 cm. Halblederband der Zeit mit goldgeprägtem Rückenschild (etwas berieben und bestoßen, Rückdeckel lose).
Zuschlag 480 €
Äußerst detailliert und sauber geführtes Reisejournal eines Ungenannten, am Schluss durch ein Inhaltsverzeichnis erschlossen. Reisebegleiter werden nur mit Initialen angegeben, ausgeschrieben sind gelegentlich die Namen von Reisebekanntschaften und deutschen Residenten. – Das Tagebuch setzt mit der Abreise von Antibes ein, nächste Stationen sind Genua, Pisa, Livorno und Florenz. Hauptziel ist Rom, die Altertümer, Kirchen, Paläste und Museen auf S. 65-235 ausführlich beschrieben. Von Anfang Februar bis Mitte März 1819 hält sich die Gruppe in Neapel und Umgebung auf. Die Rückreise führt über Bologna, Ferrara, Venedig, Padua, Vicenza und Verona nach Mailand. Der Bericht endet am italienisch-schweizerischen Grenzort Brig, für die Leerblätter geplante Anhänge sind nicht ausgeführt. – Beigebunden: Pläne der römischen Wasserleitungen und pompejanischer Villen, lose beiliegend Kärtchen des Golfes von Neapel und Bleistiftskizze einer Burg, S. 201 kleiner Plan des Caracalla-Circus in Feder. – Innen sehr gut erhalten.

Lot 14 Krenek, Ernst
Eigenhändiger Brief mit voller Unterschrift. Wien, 22.XI.1931. 1 S. 27 x 21 cm.
Nachverkaufspreis 300 €
Früher Brief an Kurt Hirschfeld, 1930-33 Dramaturg am hessischen Landestheater Darmstadt. “Leider habe ich Sie in Mannheim nicht mehr angetroffen … Vielleicht wollen Sie mir doch schreiben, wenn es sich um bestimmte Fragen handelt, die Sie an mich haben richten wollen.” Krenek dankt für Honorar für seinen Beitrag zu einem Programmheft und bestellt “herzliche Grüße von mir an Herrn Generalintendant Hartung und Kapellmeister Schmidt-Isserstedt.” – Faltspuren, linker Rand etwas verknickt.

Lot 15 Lortzing, Albert
Eigenhändiger Brief mit Unterschrift “Ihr Lortzing”. Leipzig, 24.X.1844. 2/3 S., rückseitig Adresse. 28 x 23 cm.
Zuschlag 650 €
An Michael Greiner, 1841-48 Direktor des Dessauer Hoftheaters: “Werther Freund! Ich bin mit dem Geschäft bezugs der beiden Schützen ganz einverstanden und wünsche der Oper also auch Ihnen einen guten Erfolg. Freundlichst grüßend.” Lortzings “Wildschütz” war am 31.XII.1842 in Leipzig uraufgeführt worden. – Randdefekte durch Siegelöffnung, links mit großem Leimfleck durch Überklebung mit Tesafilm.

Lot 16 Mailänder Senat
Sententie Eximii Senatus. Alphabetische Regestensammlung von Sprüchen des Senats für das Herzogtum Mailand ab 1660, offenbar ungedruckt. Lateinische Handschrift auf Papier. Mailand, vor 1801. Titelblatt mit Schriftkartusche, 10 Bl. Index, 3 weiße Bl., 347 num. Bl., meist beidseitig mit brauner Feder in regelmäßiger Kursive beschrieben. 36 x 24,5 cm. Halbpergamentband der Zeit mit Resten eines Rückenschildes (berieben, hinteres Innengelenk offen, Bezug des Rückdeckels großenteils gelöst und mit Fehlstellen). [#]
Nachverkaufspreis 500 €
Laut Vermerk am Vorsatz angefertigt von oder für Pietro della Porta, der sich unter dem 20.VIII.1801 als Advokat und “Assesore al. Trib(unale) crim(inale) di Milano” bezeichnet. – Enthält Kurzfassungen von Sprüchen zu ca. 400 Sachverhalten von Abbates Mercatorum über Barbitonsores bis Uxor, darunter auch Kriminaltatbestände wie Adulterium, Condemnatio contra cadaver delinquentis, Grassatores viarum, Homicidium, Infanticidium, Latrones, Moneta falsa, Parricidium, Sacrilegium, Suspectus de fuga, Tortura, Uxoricida, Vagabundi. Die Mehrzahl stammt aus der Zeit zwischen 1660 und 1680. – Titel fleckig und mit kleinem Randausriss, einige Lagen zu Beginn gelockert, sonst innen frisch.

Lot 17 Mann, Katia
Maschinenschriftlicher Brief mit eigenhändiger Unterschrift. 21. September 1949. Gedruckter Briefkopf von Thomas Mann, 1550 San Remo Drive, Pacific Palisades, California. 1 S.
Zuschlag 280 €
Interessanter Antwortbrief auf das Anschreiben eines Herrn Schröter vom 29. Juli des Jahres. – Entschuldigt sich für die durch eine Deutschlandreise verspätete Antwort und schreibt weiter: “Einen Brief wie den Ihren von einem ehemaligen S.A.-Mann zu empfangen, war natürlich eine Ueberraschung für meinen Mann, aber man soll sich wohl in jedem Fall vor generellen Urteilen hüten. Die Sympathie und die intime Kenntnis seines Werkes, die aus Ihrem Brief sprechen, waren für den Empfänger sehr wohltuend.” – Berichtet weiter über die positiven und negativen Erfahrungen ihrer Deutschlandreise und erwähnt dabei die “Feindseligkeit” der westdeutschen Presse.

Lot 18 Metz, Frances
Sammlung von eigenhändigen Briefen, Photographien und anderen Memorabilien der Münchener Ausdruckstänzerin im Zusammenhang mit einer Deutschland-Tournee 1920/21. Aus dem Besitz ihrer Hamburger Klavierbegleiterin Mayotte Donner. Verschiedene Formate, meist gefaltet. [#]
Zuschlag 360 €
Metz war laut Brief- und Programmköpfen am Münchener Schauspielhaus tätig und unterhielt eine eigene Tanzschule. Eine hier vorhandene Zeitungskritik vom 8.XII.1920: “Der gestrige Tanzabend von Frances Metz im Mathildenhöhrsaal war hoher Genuß. Fräulein Metz hat einen wundervoll ebenmäßigen, jugendlich schlanken Körper, den eine vollendete Technik ihren Intensionen ganz zu Willen macht. Ihr Tanz, frei von jeder krankhaften Künstelei … ist frohe Natürlichkeit und unverkümmerte Frische, echt deutsch, im besten Sinne des Wortes.” – Enthält: 4 Original-Photographien und 6 Photo-Postkarten, sämtlich Rollenaufnahmen, 1 mit eigenhändiger Widmung vom 19.XII.1921. 14 x 9 cm bis 19 x 12 cm. – 14 eigenhändige Briefe und 2 Postkarten mit Unterschrift an Donner (1 an deren späteren Ehemann Erich Jänisch). Meist München 1920/21. Zusammen 38 S. auf Quart- und Oktavformaten. – Eigenhändiges Manuskript “Körperübungen. Undatiert. 3 S. auf den Rückseiten eines ihrer Tanzprogramme. 18 x 27 cm. – 3 Telegramme an Donner. 1920. – 4 weitere Tanzprogramme und 12 Zeitungsausschnitte mit Rezensionen. – Abrechnung der Hamburger Konzertagentur Böhme über eine Aufführung am 30.XII.1920 im Curiohaus, nebst Ausgabenbelegen. Ca. 10 S. – Magelone Jänisch. (Tochter von Mayotte und Erich Jänisch, Pädagogin in Hamburg). Die Form in der Gestaltung von Bewegung und Musik. Typoskript-Durchschlag. Berlin, Medau-Schule, 1942. 12 S. DIN A4. – Photographien teils verblasst, sonst gut erhalten.

Lot 19 Missale
Einzelblatt aus einem illuminierten Missale. Lateinische Handschrift auf Pergament, beidseitig beschrieben. Mit 2 Initialen in Rot, Blau und Gold, floraler Bordüre recto und Quadratnotation mit Goldsternchen auf 4 Linien. 17. Jahrhundert. Blattgröße 77 x 57 cm, Schriftspiegel ohne Bordüre 64 x 43 cm. [*]
Zuschlag 300 €
Ränder etwas fleckig und abgegriffen, linker Seitenrand mit Anheftungsfalz verso, sonst gut erhalten.

Lot 20 Oper
Sammlung von ca. 270 Autogrammen von internationalen Dirigienten und Opernsängern sowie einigen klassichen Musikern. Meist mit montiertem Porträt in verschiedenfarbigen Filzstiften auf Papier. Meist 1960er und 1970er Jahre. 21 x 15 cm. Gelocht im Ringordner. [#]
Zuschlag 240 €
Die umfangreiche Sammlung enthält u.a. Autogramme von Theo Altmeyer, Luigi Alva, Martha Argerich, Moshe Atzmon, Daniel Barenboim (4), Hans Beirer (4), Jorge Bolet, Grace Bumbry, Christoph von Dohnanyi und Heather Harper. – Teils mittig gefalzt. Guter Zustand.

Lot 21 Petersburger Kadettenkorps
Nahmendliche Rolle von allen bey den Adelichen Cadeten-Corps befindlichen Personen zu Außgang des 1743sten Jahrs. Deutsche Handschrift auf Papier. St. Petersburg, 1743/44. Kalligraphisches Titelblatt, 1 weißes, 51 meist beidseitig beschriebene, 3 weiße Bl. Zierliche deutsche Kursive in brauner Feder, jede Seite mit Linieneinteilung. 16,5 x 10,5 cm. Lederband der Zeit über Holzdeckeln mit oxidierter Rückenvergoldung und Deckelbordüren sowie Goldschnitt (berieben, etwas bestoßen, Rückgelenk mit kleinen Wurmspuren). [#]
Zuschlag 3000 €
Das Petersburger Kadettenkorps wurde 1731 durch Feldmarschall von Münnich gegründet und entwickelte sich zur wichtigsten Erziehungsanstalt für den russischen Adel. 1742 übernahm Ludwig Prinz von Hessen-Homburg (1705-45) die Direktion. Er ist hier an erster Stelle mit der Charge “Chef” aufgeführt. Es folgen die militärischen Angehörigen des Korps, das Personal der zugehörigen Ritterakademie vom “Ober-Professor” bis zu den Stallknechten, ferner die “Oeconomie”. Deutsche Namen wechseln sich mit russischen ab, geordnet nach Chargen mit Angabe des Eintrittsdatums, der “Gage laut Etat” sowie des (tatsächlich) “bekommenen”. Der Etat wird aufgeschlüsselt und summiert, insgesamt 63403 Rubel. Das Personal ist abschließend durch eine “Alphabetische Tabelle … im 1744. Jahr” erschlossen. – Auf gutem Papier, sauber. – Beiliegend: Russischer Brief mit 3 eigenhändigen Unterschriften, darunter die des Oberprofessors der Akademie J. B. von Siegheim. 1742. 1 S. auf Doppelblatt. 20,5 x 16 cm. – Gefaltet, etwas fleckig.

Lot 22 Pfitzner, Hans
Eigenhändiger Brief mit voller Unterschrift. Berlin, ohne Datum (um 1900). 2 S. auf Doppelblatt. Mit gedrucktem Briefkopf. 22 x 14 cm.
Zuschlag 250 €
An einen Herrn mit Dank “für die Übersendung der Lieder, welche mich sehr interessiert haben, und über welche näher zu sprechen sich ja nun bald Gelegenheit finden wird, wenn Sie hieher kommen. Sie treffen mich für gewöhnlich zwischen 1/2 3 & 1/2 4 zu Haus an … meine Zeit ist sehr besetzt …” – Pfitzner wohnte nach seiner Eheschließung 1899-1908 in der Durlacher Straße 25, scheint aber Musikzimmer an wechselnden Hausnummern in der Nachodstraße unterhalten zu haben. Laut Briefkopf erteilte Pfitzner dort “Stundenkurse” in Nr. 40, hier handschriftlich verbessert zu “32”. In einem Berliner Adressbuch von 1905 erscheint er unter Nr. 43. – Faltspuren, kleiner Falzeinriss unten.

Lot 23 Pommern – Lawerentz, Johann Carl Ludwig
Materialien zur Chronik der Stadt Naugard und Geschichte der Länder Naugard und Massow. Großenteils eigenhändige Handschrift auf verschiedenen Papiersorten. Naugard, um 1840-60. Titel, 1102 (recte 1107) S., meist beidseitig eng in deutscher Kursive mit schwarzer Feder beschrieben, 12 weiße Bl. 36 x 21 cm. Lederband der Zeit, wenig später mit schwarzem Leinen überzogen und mit goldgeprägtem Rückenschild versehen (fleckig und bestoßen, Leinen über Gelenken und Kapitalen durchgescheuert). [#]
Zuschlag 400 €
Außerordentlich materialreiche Sammlung von Archivalien-Abschriften seit dem Mittelalter. Zwischengebunden (und mitpaginiert) eine Original-Handschrift “Registrum Expensarum Funebruum” anlässlich des Begräbnisses von Graf Wolfgang von Eberstein 1592, gelegentlich sind Zuschriften von Korrespondenten eingefügt. – Lawerentz bezeichnet sich auf dem nach 1865 in steifer Kanzleischrift verfassten und unterschriebenen Titel als “Bürgermeister a. D. zu Naugard”, seine Unterschrift findet sich nochmals auf S. 972. Er hinterließ zu den “Materialien” noch einen Band “Urkunden-Sammlung” und eine aus beiden gezogene “Chronik der Stadt Naugard” in zwei handschriftlichen Foliobänden von 872 Seiten, abgeschlossen 1864 (Berghaus, Landbuch des Herzogthums Pommern und des Fürstenthums Rügen II, Anklam 1874, S. 1500). Zu dieser Zeit waren alle Bände im Archiv des Naugarder Magistrats aufbewahrt, ein entsprechender Stempel findet sich hier auf dem Titelblatt (mit “Ausgeschieden” überstempelt). – Unbeschnitten, einige alte Ausbesserungen, vereinzelte Flecken, sonst gut erhalten.

Lot 24 Reuß-Stonsdorf
Gästebuch der Grafen Reuß auf Schloß Stonsdorf in Schlesien. Mit 3 Federzeichnungen, davon 1 blattgroße und aquarellierte von Henny Deppermann. 1884 – 1907. 65 meist beidseitig beschriebene, 6 leere Bl. Mit hunderten vielfach eigenhändiger Unterschriften. 24 x 15,5 cm. Original-Halblederband der Papierhandlung Julius Seifert, Hirschberg (Klammerheftung gebrochen, Rücken eingerissen, berieben). [#]
Zuschlag 360 €
Unter den adeligen Besuchern Mitglieder der Familien Stolberg-Wernigerode, Stolberg-Roßla, Solms-Lich, Solms-Limburg, Solms-Laubach, Schönaich-Carolath, Schlieffen, Harrach, Mecklenburg-Schwerin, Pilati, Oppersdorff, Pückler, Baruth, Dohna, Rotenhan, natürlich auch aus den eigenen Linien der Reuß-Familie. – Am 8.I.1897 werden mit eingefalztem maschinenschriftlichen Titelblatt die Trauergäste bei der Beisetzung des preußischen Generals Heinrich XIII. Reuß-Köstritz dokumentiert. – Die blattgroße signierte Zeichnung der Landschaftsmalerin Henny Deppermann vom 18.X.1896 zeigt eine herbstliche Waldlandschaft. – Mehrere Lagen locker, sonst geringe Gebrauchsspuren.

Lot 25 Spalatin, Georg
Brief von Schreiberhand mit eigenhändiger Unterschrift und Empfehlungsformel. Ohne Ort, “Montags nach Sant Pauls Bekerung” (27. Januar), 1538. 1 S., rückseitig Adresse. 32 x 21,5 cm. Mit Rest des papiergedeckten Siegels. [#]
Zuschlag 1100 €
An Kurfürst Johann Friedrich I. von Sachsen, den er bei Übersendung eines Visitationsberichts um Gehaltszulage für den Pfarrer Johann Kriebstein in Threna, Amt Grimma (Drenaw inn Grim) bittet: “Und ist wahr, das diese clag . eine gute weil gewert, hab auch vil mittel und weg gesucht, Ob derselben in ander weg, den(n) durch zulage mocht geholffen werdenn, Auch über das finde ich mit claren worttenn, das dieser itziger pfarrer, Johann Kribstein, in der lehr nicht ubel bericht befunden, Derhalbenn an Eur Churf. Gn. mein untertenig bitt ist, E. Churf. Gn. wollen diesem armen pfarrlehen ein gnedige Jerliche zulage, es sein zehen oder zwolff gulden uffs wenigst anschaffen, biß unser lieber Gott . dise grosse hohe sachen weiter bringe, Dann es sindt doch wenig leut auff erden, denen Gottes und der Kirchen sachen zu hertzen gehet .” – Gebräunt, kleine alte Randhinterlegung.

Lot 26 Stundenbuch
2 Pergamentblätter aus einer Stundenbuch-Handschrift. Beidseitig in gotischer Minuskel beschrieben, einspaltig. Mit mehreren 1-2-zeiligen Initialen in Blau, Rot und Gold, teils mit Rankwerksausläufern. Frankreich oder Flandern, um 1450. Ca. 12 x 8,5 cm. An den oberen Ecken auf Papier montiert.
Zuschlag 200 €
Feines Pergament, breitrandig, etwas fleckig, Schrift und Verzierungen schön erhalten.

Lot 27 Tibet
Sutratexte in Sanskrit. 22 Bl., davon 7 schwarz eingefärbt und in Gold beschrieben. Mit 3 Deckfarbenminiaturen. Tibet, um 1800. Ca. 5,5 x 10 cm bis 6 x 16,5 cm. Auf 2 Untersatzkartons montiert.
Nachverkaufspreis 200 €
Gebräunt, etwas wasserrandig, kleine Randdefekte, Malereien berieben.

Lot 28 Unterfranken – Rüdt von Collenberg, Gebrüder Kuntz, Heintz und Diether
Urkunde über den Verkauf ihres Anteils an einem zu Kleinheubach gehörigen Dorf (wohl Rüdenau) samt 5 Höfen an Lenhart Kodlbeyß und seine Frau Elizabeth für 300 Gulden in Gold. Deutsche Handschrift auf Pergament. Ausfertigung ohne Unterschriften, aber mit 5 anhängenden Wachssiegeln. Ohne Ort, Dienstag nach Sankt Kilianstag 1476 (11. VII.). 1 S., rückseitig Regest. Regelmäßige Kanzleikursive in braunschwarzer Feder. 37 x 42 cm, Plica 4 cm. Gefaltet. [#]
Zuschlag 440 €
Kleine Faltbrüche, Schriftseite gering angestaubt, das Regest stärker und etwas verwischt. Insgesamt wohlerhalten, besonders die Siegel.

Lot 29 Valentini, Francesco
Lettere ad un Amico Concernenti degli Schiarimenti sulle Regole della Lingua Italiana ad uso degli Studiosi di questa favella. Vorläufige, vom Druck abweichende Reinschrift, für Gustave de Meuron vielleicht eigenhändig angefertigt. Berlin, August-November 1817. 3 Bl., 105 S. 24 x 19,5 cm. Regelmäßige Kursive in brauner Feder, wenige kleine Ergänzungen, einfache Seitenrahmen, alle “Lettere” in derselben Hand paraphiert. Grauer Original-Seidenband, Vorderdeckel mit schwarzgeprägter Widmung, Deckelbordüren, Goldschnitt, rosafarbene Lackpapiervorsätze (verstaubt, etwas fleckig und berieben, Rücken stärker). [#]
Nachverkaufspreis 1000 €
Valentini (1789-1862) wirkte nach Teilnahme an Napoleons Russland-Feldzug ab 1812 als Lehrer des Italienischen in Berlin, 1825 ernannte Friedrich Wilhelm III. ihn zum königlichen Professor seines Fachs. 1836 gründete Valentini die Berliner “Società Italiana”, nach 1848 lebte er als lokale, von Fontane und Menzel erwähnte Berühmtheit in Freienwalde. – Die von Unger gedruckten “Lettere”, Valentinis zweites Werk, erschienen 1818 im Selbstverlag. Eine ausführliche Beschreibung des derzeit lediglich in zwei italienischen Bibliotheken nachweisbaren Bandes lieferte A.-K. Gärtig 2016 in “Deutsch-italienische Lexikographie vor 1900. Die Arbeiten des Sprach- und Kulturmittlers Francesco Valentini”, S. 105-110. Die vorliegende Handschrift trägt am Kopf der Widmung (und auf dem Vorderdeckel) den Namen Meurons, nach Gärtig ist ihm auch der Druck zugeeignet. Die Handschrift umfasst von mindestens zehn “Lettere” des Druckes vorläufig nur die ersten acht, gefolgt allerdings von einem bei Gärtig nicht erwähnten “Vocabulario poetico” (S. 76-105, ital.-französisch). Dieses wird in “Lettera VIII ed ultima” unter dem 17. November (“9mbre”) mit den Worten angekündigt: “Io ho ricevuto quest’oggi dal mio copista il Vocabulariuccio poetico, a lei promesso nell’ ultima (lettera) mia.” Die im Druck vorgenommene Einteilung in acht Hefte ist hier erst durch die Schlussnoten “Fine del I.o quaderno” bzw. “del II.o quaderno” (S. 17/35) angedeutet. Der erste Brief ist auf den 15. August, die Vorrede auf den 8. Oktober 1817 datiert. – Der Widmungsempfänger (1779-1830) absolvierte die Berliner Militärakademie, nahm an den Befreiungskriegen teil und wechselte 1817 in den preußischen diplomatischen Dienst, vielleicht war das der Anlass seiner Sprachstudien. – Provenienz: Laut beiliegendem Notizzettel wurde der Band 1970 im Archiv der mit Meurons verschwägerten Familie de Pury zu Fontaines im (preußischen) Kanton Neuchâtel aufgefunden. – Etwas gebräunt und fleckig, sonst sehr gut erhalten.

Lot 30 Virchow, Rudolf
Eigenhändiger Brief mit Unterschrift “R. Virchow”. Berlin, 26.I.1882. 2 S. auf Doppelblatt. 21,5 x 14 cm.
Zuschlag 600 €
An einen Doktor, dem er auf sein “ebenso freundliches, als ehrendes Schreiben” leider keine Zusage erteilen könne. “Meine “Zeit ist so sehr durch Arbeiten aller Art in Anspruch genommen, daß ich immer eins um das andere weiter vertagen muß … So ist es mir schon einigemal geschehen, daß ich meine Zusagen nicht halten konnte. Es kommt hinzu, daß Sie den Artikel schon bei oder gar vor der Eröffnung der Ausstellung haben wollen. Ob das zu leisten wäre, auch wenn ich immerhin frei wäre, scheint mir sehr zweifelhaft. Denn man müßte doch einigermaßen übersehen können, was es ist. Jedenfalls bitte ich, daß Sie einen anderen Bearbeiter aussuchen … Es thut mir sehr leid …” – Faltspuren, sonst sehr gut erhalten.

Lot 31 Wein – Anschütz, Johann Ernst & Friedrich
Frühjahrsreise 1832 – Herbstreisebuch 1834 (Deckeltitel). 2 Auftragsbücher der Weinhandlung. Bensheim (bei Suhl), 1832/34. 67; 80 Bl., meist beidseitig in brauner Feder beschrieben, wenige leer. 20 x 13 cm. Original-Halblederbände mit Stecklaschen (stark berieben, 1 Rücken mit Fehlstellen, 1 Lasche eingerissen und ohne Schlaufe, die Stifthüllen leer). [#]
Zuschlag 750 €
Zwei Bestelljournale der bedeutenden, bereits im 18.Jahrhundert gegründeten Weinhandlung. Die Handschriften weichen voneinander ab, 1832 trägt am Schluss den Vermerk “Incasso durch Friedrich Anschütz”, 1834 trägt zu Beginn den vollen Namenszug seines Vaters Johann Ernst mit Ortsangabe. Die Reisen führten von benachbarten Orten Thüringens nach Magdeburg und Umgebung, ins Brandenburgische einschließlich Potsdam (“Rittmeister von Ribbeck in Ribbeck”), Berlin (“Buchhändler Reimer”, “Gastwirth Roeder z. türkischen Zelt in Charlottenburg”), Dessau, Halle, Leipzig (“Cáffeedier Klassig”), Görlitz, Breslau, Dresden, Naumburg und zahlreiche kleinere Orte. Die teils umfangreichen Bestellungen sind detailliert nach Sorte und Menge aufgenommen, offenbar unbezahlte Bestellungen früherer Jahre mitaufgeführt. Zahlungen wurden vermerkt, die meisten Bestellungen mit Rötel oder Feder durchstrichen. Zu einer Order vom Oktober 1827: “Justitz Commissarius Schmidt in Merseburg … soll ein schlechter Zahler sein”. – Bis auf die Gebrauchs- und Bearbeitungsspuren wohlerhalten.

Lot 32 Willstätter, Richard
Eigenhändiger Brief mit voller Unterschrift. München, 7.II.1927. 1/2 S. Mit gedrucktem Briefkopf. 28 x 22 cm.
Zuschlag 400 €
An den amerikanischen Mediziner Eli Moschcowitz, Erstbeschreiber der nach ihm benannten Purpura und Professer an der Columbia University (1879-1964). Willstätter hatte 1915 den Nobelpreis für Chemie erhalten und 1924 aus Protest gegen die Ausbreitung des Antisemitismus seine Professur in München niedergelegt. 1928 erhielt er eine Zuwendung der Rockefeller-Stiftung. Der vorliegende Brief entstand offenbar im Vorfeld einer Reise in die USA: “… beehre ich mich zu erwidern, dass ich den 13. und 14. April (8.30) vorschlage und als Thema für 2 Vorträge: ‘Some recent Advances in Enzyme Research’. Bitte rechnen Sie damit, dass ich nur Chemiker bin, nicht Mediziner … Ferner erwähne ich nochmals, dass es dasselbe Thema ist, worüber ich Ende März an der Harvard University, Medical School, sprechen soll. Ich freue mich darauf, bald eine Stunde mit Ihnen plaudern zu dürfen …” – Faltspuren, etwas knitterig, linke untere Ecke mit gerissener Knickspur, Randeinriss rechts.