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Lot 1 Adenauer, Konrad
Maschinenschriftlicher Brief mit eigenhändiger Unterschrift “Adenauer”. Als Oberbürgermeister von Köln mit gedrucktem Briefkopf. Köln, 1.IX.1945. 1 S. DIN A4.
After-Sale Price 200 €
An K. Schmidt in Refrath. “Die Stadt Köln ist fortlaufend bemüht, das Los der Kriegsgefangenen und insbesondere auch der entlassenen Kriegsgefangenen nach Möglichkeit zu erleichtern … Auch die Frage der Verständigung zwischen den Kriegsgefangenen und deren Angehörigen ist bereits Gegenstand von Verhandlungen mit der Militär-Regierung.” – Adenauer war im Mai 1945 wieder als Oberbürgermeister eingesetzt worden, wurde aber schon im Oktober von den britischen Militärbehörden abgesetzt. – Kleine Randeinrisse an den Falten, gelocht.

Lot 2 Amerikanischer Unabhängigkeitskrieg – Ellsworth, Oliver
Eigenhändige Unterschrift, zusammen mit derjenigen von Jesse Root, auf einer handschriftlichen Zahlungsanweisung für den Connecticut Treasurer Jonathan Lawrence. Hartford, CT, 12.V.1777. 15,5 x 22 cm.
Result 500 €
Authentisches Dokument der amerikanischen Revolution. Ellsworth, Jurist und Politiker in Hartford County (1745-1807), beteiligte sich aktiv am Freiheitskrieg, war einer der fünf Verfasser der 1787 verabschiedeten Konstitution der Vereinigten Staaten und wirkte am “Connecticut Compromise” mit, der kleinen und großen Staaten gleiches Stimmrecht im Senat verlieh. Jesse Root, ebenfalls Jurist in Hartford (1736-1822), stieg in den Kriegen bis zum Adjutant General auf. – Beide weisen als Mitglieder des “Pay Table” von Connecticut den Schatzmeister Jonathan Lawrence zu einer Unterhaltszahlung für die Truppen an: “Pay by the hand of Jonathan Palmer Esq. to Cap. John Breed Seventeen pounds Eleven Shillings & Seven Pence & to Lieut. Jehabod Brown Seventeen pounds fourteen Shillings one penny for Wages & Subsistance of the Militia Companies under their respective Commands in Service to Stoningtown and Groton in Alarms …” – Rückseitig Palmers Empfangsquittung der Gesamtsumme mit Order für John Breed. – Winziges Löchlein durch Tintenfraß, sonst wohlerhalten.

Lot 3 Beckett, Samuel
Eigenhändige volle Unterschrift auf einem Aufführungsvertrag (“Memorandum of Agreement”) zwischen ihm und Croquet Widows, Riverside Studios. London, 7.I.1986. Handschriftlich ergänztes Typoskript auf Briefvordruck von Becketts Agentur Curtis Brown Group. DIN A4.
Result 500 €
Vertrag über dreimalige Aufführung der Pantomime “Act without Words I” (1956) sowie der Kurzstücke “Ohio Impromptu” (1980) und “Catastrophe” (1982) in den Riverside Studios vom 5.-9.II.1986. Für Croquet Widows unterschrieb Martin Aubrey, der auch Änderungen im maschinenschriftlichen Text mit seinen Initialen gegenzeichnete. – Falt- und leichte Knickspuren, Ecken mit Leimspuren von der Rückseite her.

Lot 4 Behnisch, Günter
Eigenhändiges Redemanuskript für seinen Auftritt im “Kolloquium Reichstag” zur Frage der Erhaltung des alten Reichstagsgebäudes für das neue Regierungsviertel in Berlin. Ohne Ort, vor dem 14./15.II.1992. 18 (recte 19) einseitig beschriebene und nummerierte Bl. Mit Umstellungen, Korrekturen und Hervorhebungen. Füllfeder oder Filzstift auf kariertem Papier.
After-Sale Price 300 €
Behnisch (1922-2010) zählt zu den führenden deutschen Architekten der Nachkriegszeit, bekannt ist er für seine Entwürfe des Plenarsaales des Bonner Bundestages und des Münchener Olympiageländes. – Auf dem von Rita Süssmuth Mitte Februar 1992 veranstalteten Kolloquium sprach er sich gegen die Nutzung des alten Reichstagsgebäudes als künftiges Parlamentsgebäude der Bundesrepublik aus. Die beiden ersten Absätze des Manuskriptes wurden von ihm nach Niederschrift umgestellt und lauten in richtiger Reihenfolge: “Ein Bauwerk aus der Vergangenheit mag als ‘Zeuge der Geschichte’ Bedeutung haben. Das sagt noch wenig aus darüber, ob man in dieses Bauwerk einziehen sollte und sich mit diesem gemein machen sollte. In besonderem Maße gilt dieser Ansatz für die Absicht des Deutschen Bundestages, einer Institution, die unserem Herzen nahe ist, in das Gebäude des ehemaligen Reichstages zu ziehen. – Ich neige dazu, das Vorhaben zu betrachten eher vom Funktionalen her, vom Politischen und selbstverständlich vom Architektonisch-Baulichen her; wobei beim letzteren dem Begriff ‘Stimmung’ besondere Bedeutung zukommt.” – Seine Schlussfolgerung: “Wir sollten das Alte nicht willkürlich zerstören … aber wir sollten auch nicht zu viel Achtung haben vor diesen Dingen. Wir sollten nicht erstarren … Nun wünschen wir ein schönes, neues, offenes, helleres Gebäude – schon im eigenen Interesse.” – Behnisch hat das Manuskript unsigniert dem Architekturkritiker und Kulturredakteur W. Strodthoff überlassen, dessen unterzeichnete Echtheitsbestätigung beiliegt. Strodthoff verfasste für den von Süssmuth herausgegebenen Bericht “Kolloquium Reichstage” den Beitrag “Das Reichstagsgebäude als Werkstatt des Parlaments”. Ein Exemplar der Schrift liegt ebenfalls bei.

Lot 5 Bibra, Ernst von
Erinnerungsbogen anläßlich seiner Ausschiffung nach Chile. 14 eigenhändige Abschiedsgrüße deutscher Reisegefährten mit Unterschriften. Wiederholt bezeichnet: (An) “Bord (der) Brigg Reform im Stillen Ocean vor Valparaiso, 11/8/49” (11. VIII. 1849). 2 3/4 S. auf einem Doppelblatt. 28 x 22,5 cm. [#]
After-Sale Price 300 €
Bibra (1806-78) strebte ab 1843 eine naturwissenschaftliche Professur in Erlangen an, die durch den Pharmazeuten Theodor Martius gefördert wurde. Das Scheitern der Berufung und die Revolution 1848 bewogen den Aristokraten, in Chile einen freieren und größeren Wirkungskreis zu suchen. Die 1849/50 unternommene Reise nach Südamerika war desillusionierend, brachte jedoch reiche wissenschaftliche Ausbeute. Das vorliegende Doppelblatt nennt Bibras Namen nicht explizit, stammt aber aus seinem vor Jahrzehnten durch Stargardt aufgelösten Briefnachlass. Auf der von Bremen über Rio de Janeiro nach Valparaiso segelnden “Reform” traf er mit Demokraten, Auswanderern und Abenteurern zusammen. Einen Tag nach Bibras Ausschiffung kam Friedrich von Gerstäcker an Bord, er lief 50 Tage später in San Francisco ein. – Die Mitpassagiere spielen auf Bibras “schlechtes Namensgedächtniß” und auf Redegewohnheiten wie “Potz Saprament” und “Well Brass” an. Charles Winter schreibt: “Es thut mir leid, daß Sie schon jetzt uns verlassen werden, indem meine Hoffnung dadurch getäuscht wird, Sie zur Democratie übergehen zu sehen. Doch hoffe ich daß das Schiksal uns bald wieder zusammenführen wird, um das Werk zu vollenden, an Schnaps, Kautchen, & Zwiebeln wird hoffentlich kein Mangel sein”. – Eine neue Generation Martius: “Gedenken Sie öfters in Freundschaft Ihres Sie hochehrenden Parivals. Theodor Martius”. Jean Nicolas de Parival (1605-69) erlebte sein Jahrhundert als das Eiserne Zeitalter, so offenbar auch der Schreiber. Wir vermuten den ältesten Sohn des Erlanger Pharmazeuten, Theodor Wilhelm Emerich Martius (1825-99). Er führte über mehr als acht Jahre ein Abenteurer-Dasein, bevor er sich als Kaufmann im mittelfränkischen Windsbach niederließ. Bibra selbst nahm bleibenden Wohnsitz in Nürnberg. – Dünnes bläuliches Papier, etwas knitterig.

Lot 6 Böhlau (verh. al Raschid Bey), Helene
Eigenhändige Briefkarte mit Unterschrift “Helene al Raschid”. München, 10.III.1925 (Poststempel). 1 S., rückseitig Adresse. 10,5 x 15,5 cm.
Result 200 €
An Eduard Scheidemantel, Professor der Germanistik in Weimar und Direktor des Goethe-Nationalmuseums. Die Schriftstellerin und Frauenrechtlerin war Preisträgerin der Deutschen Schillerstiftung. “Meinen herzlichsten Dank für Ihre Bemühungen. Hoffentlich helfen dieselben in diesem recht traurigen Fall. Ich würde mich sehr darüber freuen. Ich hätte Ihnen schon längst gedanckt, war aber längere Zeit kranck …”. – Beiliegend: 1. Dieselbe. Eigenhändiger Brief mit Unterschrift “Helene al Raschid Bey”. München-Schwabing, “Donnerstag” (ohne Jahr). 2 S. auf Doppelblatt. – “Liebe verehrte Fräulein Wildenow. Ich freue mich Sie zu sehen … Sie müssen mit mir Geduld haben und wenn ich Ihnen nicht gefalle … nicht vergessen daß wir im Grunde uns verstehen müssen, mit und ohne Worte …” – Ihr Exlibris, monogrammiert PHK (Paul von Haken-Kuhlmann). 12,2 x 7,2 cm. – Eine von mindestens 2 Varianten. – Die beiden Schreiben gebräunt, zweites Blatt des Briefes ohne Textberührung horizontal durchtrennt.

Lot 7 Bohn, Hans
7 eigenhändig gemalte und beschriebene Postkarten mit Monogramm “HB” (die letzte “H. Bohn”) sowie Unterschrift “Hans” an seine künftige Frau Leni (Helene) Collin. Laut Poststempel Bonn, Berlin und Leipzig, 2.I.1912 – 24.II.1913. Malerei in Feder, Tuschpinsel und Aquarell mit Gouache; Schrift in Blei und Tinte. 14 x 9 cm. [#]
Result 400 €
Bohn, Graphiker und Schriftgestalter (1891-1980), wurde an der Technischen Lehranstalt Offenbach ausgebildet, 1914 trat er seine erste Stelle bei Ullstein in Berlin an. Aus der Zwischenzeit datieren die vorliegenden Karten an die jüdische Frankfurter Graphikerin Helene Collin (1891-1943), die er 1919 heiratete. Leni Bohn wurde in Auschwitz ermordet, Hans Bohn lehrte nach dem Krieg an der Werkkunstschule Offenbach und als Buchgestalter für Rowohlt, Ullstein und Fischer. – 5 Karten sind humoristisch-satirische Darstellungen von Paaren, 1 zeigt Bajazzo zu Neujahr, 1 einen Herren mit Schiller-Zitat “Leer gebrannt ist die Stätte”. Die kurzen Texte mit Tagesnachrichten, Grüßen und mehrfachen Anmahnungen von Briefen. – Teils leicht durchgeschlagene oder abgeklatschte Stempelfarbe, sonst gut erhalten.

Lot 8 Dieckmann, Erich – Poelzig, Hans und Peter
Neun Schreiben an Dieckmann: 1 maschinenschriftlicher Brief mit Unterschrift und 1 eigenhändige Briefkarte mit Unterschrift von Hans Poelzig; 7 teils eigenhändige, teils maschinenschriftliche Briefe mit Unterschrift von seinem Sohn Peter. Berlin (1 Brief Rom, Villa Massimo), 5. VIII. 1930 – 2. IX. (?) 1936. Zusammen ca. 10 S., etwa zur Hälfte handschriftlich. DIN A 4, die Karte 12 x 15 cm. Meist mit gedrucktem Briefkopf. [#]
After-Sale Price 500 €
Dieckmann wurde 1921-24 am Bauhaus im engeren Kreis um Walter Gropius zum Tischler ausgebildet und entwickelte sich zu einem der kreativsten und produktivsten Möbeldesigner des Bauhauses. Ab 1926 leitete er in Nachfolge von Marcel Breuer die Möbelwerkstatt der Hochschule für Handwerk und Baukunst in Weimar, seine “Typenmöbel” fanden weite Verbreitung. 1930 wurde das gesamte Kollegium aus ideologischen Gründen von Paul Schultze-Naumburg entlassen, 1931 bis zur neuerlichen Entlassung durch die Nazis 1933 wirkte Dieckmann in der Tischlerei der Kunstgewerbeschule Burg Giebichenstein bei Halle. Die folgenden drei Jahre war Dieckmann arbeitslos und mit seiner Familie in prekärer Lage. Mit Peter Poelzig verband ihn eine offenbar ältere Freundschaft, dieser schreibt 1930 (stets “Diekmann”): “Ich freue mich so über Ihren Brief – also muss ich gleich antworten – zunächst mit Breuer will ich’s gerne versuchen – trotzdem ich ihn nur flüchtig kenne und er wie ich hörte ziemlich grössenwahnsinnig geworden sein soll … Mich freut auch Ihr Optimismuss (sic) und ich finde auch gerade dass man in einer so beschissenen Zeit wirklich den Kopf hoch ha
lten muss. Mir fällt es oft schwer eine reine Nervensache, ich bin etwas runter … Berlin hat natürlich etwas enervierendes – hauptsächlich wenn man noch nicht fest im Sattel sitzt … wissen sie es wäre ja so nett wenn wir uns mal recht ordentlich ausquatschen könnten haben sie nicht wieder einmal reichszuforschen?” – Die weiteren Briefe vor allem zu den Versuchen Dieckmanns, seine Entlassung rückgängig zu machen oder eine neue Anstellung zu finden. Peter Poelzig am 24. VIII. 1933: “Ich bin ganz Ihrer Ansicht dass man mit der nötigen Energie auch jetzt bei Ministerien etc. etwas erreichen kann. Halte es aber für unumgänglich selbst vorzusprechen … Hier dieser Zeitungsausschnitt (nicht erhalten) Unter Massgabes dieses Erlasses müssten Sie doch sofort wieder eingestellt werden!” – Am 6. XII. 1933: “Meine werten Bekannten haben mich was Ihre Angelegenheit betrifft, völlig im Stich gelassen, trotz grossartiger Redensarten. Da mir auch der Zufall nicht zu Hilfe kam, war die Sache nicht zu machen” – Hans Poelzig wird am 13. XII. 1933 konkreter: “Selbstverständlich werde ich, falls Ihr Gesuch irgendwie an die Abteilung für Architektur kommt, Sie mit aller Kraft unterstützen … ich finde es durchaus notwendig, dass Sie sich mit aller Energie noch einmal dahintersetzen, um Ihre Entlassung aufzuheben und zum mindesten eine Pensionierung durchzusetzen. Am besten würde natürlich Ihr Fall direkt an Göring gebracht …” Peter Poelzig am 10. II. 1934: “In Ihrer Angelegenheit habe ich von massgebenster Stelle einen Korb bekommen. Ich hatte Käte Dorsch um Darstellung Ihres Falles gebeten (die Schauspielerin unterhielt enge Beziehungen zu Göring), und mir wurde gestern mitgeteilt, dass in Ihrer Angelegenheit nichts zu machen wäre. Kommentar wohl vollkommen überflüssig. Sie können sich vorstellen, dass mich dies noch mehr deprimiert hat, und dass mein Glauben etwas erschüttert worden ist. Ich kann es immer noch nicht verstehen, dass gerade bei Ihrem Fall, der doch so eindeutig klar ist, Verständnislosigkeit oder vielmehr Ablehung irgend einer konkreten Hilfe besteht.” – Eine Woche später empfiehlt er Dieckmann, sich ausgerechnet an Paul Schultze-Naumburg zu wenden: “Die massgebende Stelle, von der ich Ihnen schrieb, ist der Preussische Ministerpäsident (Hermann Göring). Bitte senden Sie besonders ausgewählte Arbeiten an Schultze-Naumburg, mit dem mein Vater über Ihren Fall eingehend sprach. Die Arbeiten müssen natürlich besonders ausgesucht werden … In Ihrem Schreiben berufen Sie sich am besten auf meinen Vater. Ich habe mit anderen einflussreichen Leuten über Ihre Angelegenheit gesprochen, bis jetzt hat mir aber jeder die kalte Schulter gezeigt, vielleicht glückt es doch einmal.” – Hans Poelzig 1936 (Tagesdatum nicht sicher lesbar): “Durch Prof. Marks hörte ich, daß Sie sich doch vielleicht auch für die Stelle eines Lehrers einer Handwerker Schule in Ankara (Türkei) interessieren würden. Diese Schule kenne ich, sie soll erst ausgebaut werden, vorläufig werden dort Maurer, Zimmerleute Dachdecker für die Türkei lehrlingsmässig erzogen, es sollen Installateure, Tischler etc. dazu kommen. Ich rate Ihnen auf jeden Fall umgehend eine Bewerbung an Herrn Basman, türkische Inspektion, Berlin-Wilmersdorf … einzureichen, da die Sache jetzt drängt.” – Kleine Vermerke und Anstreichungen des Empfängers, Faltspuren und geringfügige Randläsuren.

Lot 9 Downing, George
Empfangsquittung mit eigenhändiger Unterschrift “GDowning” in seinem Amt als “Teller of the Receipt of the Exchequer”. Lateinische Handschrift auf Pergament. London, 3.III.1665. 6 x 34 cm. In Passepartout montiert und unter Glas mit Goldleiste (37 x 65 cm) gerahmt.
Result 300 €
Downing (1623-84), 1642 zweiter Absolvent von Harvard University, bekleidete nach der Rückkehr in seine Heimat über mehrere Jahrzehnte das Amt an der königlichen Schatzkammer. Er quittiert hier den Empfang einer durch Radolph Gord aus Hartford eingezahlten Anleihe von 100 Pfund. 1660 wurde Downing von Charles II. mit einem an St. James’s grenzenden Stück Land belohnt, die heutige Downing Street. – Knickspur und 2 Löchlein im Pergament. Ansprechend gefasstes Dokument.

Lot 10 Eckermann, Johann Peter
Eigenhändiger Brief mit Unterschrift “Eckermann”. Weimar, 29.VII.1842. 3 S. und Adresse mit kleinem Siegel auf einem Doppelblatt. 26 x 21 cm. In altem Sammlungsumschlag.
After-Sale Price 1000 €
An Theodor Mundt in Berlin, sein “theurer Freund”, der ihm durch sein “liebes Briefchen eine rechte Freude gemacht” hat. “Ich habe die ganze Zeit her gekränkelt besonders an einem fatalen Magenschmerz der sehr hartnäckiger Art zu seyn scheint. Mein Plan ist vorläufig an dem Erbgroßherzog gescheitert, der mit mir nächsten Winter allerlei treiben will und dem ich habe die Hand darauf geben müssen vorläufig noch nicht von hier zu gehen.” – Über Carl Alexander von Sachsen-Weimar-Eisenach (1818-1901), dessen liberale Einstellungen Weimar zu einem Zufluchtsort für verfolgte Schriftsteller werden ließen: “Er ist ein vortrefflicher junger Fürst von dem für die Literatur viel Gutes zu erwarten ist, und den ich recht lieb habe. Ich war diese Zeit einige mal mit ihm in Ettersburg, wo ich denn auch im Walde stundenlang mit ihm umherstreifte. Es war auch von Ihnen die Rede und es freute mich zu hören daß Ihre Persönlichkeit den günstigsten Eindruck auf ihn gemacht, wie dieß denn auch nicht anders seyn konnte.” – Eckermann versichert, für die von Mundt herausgegebene Zeitschrift “Der Pilot” weiterhin zu werben. Er selbst habe “eine recht bedeutende Lectüre gehabt in den Souvenirs de la Terreur von George Duval … Vortrefflich!” – Erwähnt ferner Besuche des Novellisten (Heinrich) Wenzel sowie des Fürsten Pückler, “eine in hohem Grade interessante Persönlichkeit”. Er grüßt Mundts Frau herzlich und schließt: “Sie sind mir beide in den wenigen Augenblicken recht werth geworden und so dürfte denn wohl die Nachwirkung dieser Begegnung von Dauer seyn.” – Außenränder etwas ausgefranst, kleiner Ausriss durch die Siegelöffnung, sonst wohlerhalten.

Lot 11 Graefe, Karl
4 eigenhändige Postkarten an Fräulein Frida Lode mit Original-Federzeichnungen bzw. aquarellierten Bleistiftzeichnungen. Dresden, 15.05.1910 bis 26.11.1910. Gelaufen. Blattmaße: 14 x 9 cm.
After-Sale Price 160 €
In ergeben-ironischem Ton berichtet der an der Königlich Sächsischen Technischen Hochschule eingeschriebene Chemiestudent Karl Gräfe von seinen Unternehmungen in Dresden, während sein in Paris weilendes Fräulein Frida ihm offensichtlich die kalte Schulter zeigt. Gekonnt und mit spitzer Feder illustriert der Student die Blankokarten (R. M. Rehfeld) mit einem expressiven Maler-Genie, einem waghalsigen Pärchen im Doppeldecker inmitten allerlei Fluggeräten aus der Frühzeit des Aeroplans sowie mit Episoden aus seinem Alltagsleben (langes Ausschlafen, die “neueste Errungenschaft” in Form des Hundes “Hexel” etc.). – Papierbedingt etwas gebräunt.

Lot 12 Hemingway, Ernest
Eigenhändiger Brief mit Unterschrift “Papa” sowie eigenhändig adressierter Briefumschlag. Mit 3 kleinen Kreiszeichnungen (Küssen) unter der Grußformel. Finca Vigia, San Francisco de Paula, Cuba (rot gedruckter Briefkopf), 25.IX.1958. 2 S. auf 2 einseitig mit blauer Füllfeder beschriebenen Bl. dünnen Luftpostpapiers. 28 x 21,5 cm, der Umschlag 10,6 x 24 cm. [#]
After-Sale Price 5000 €
Sehr schöner Altersbrief, adressiert an seinen ersten Sohn John H(adley) Hemingway (1923-2000) in San Francisco. – Ernest Hemingway lebte seit 1939 auf Kuba, ab 1945 mit seiner vierten Ehefrau Mary Welsh. 1960 musste er das Landgut Finca Vigia aus gesundheitlichen Gründen verlassen und erschoss sich 1961 in Ketchum (Idaho). Er spricht seinen gemeinhin “Jack” genannten Sohn mit dem afrikanischen Namen “Bem” (Frieden) an: “Dear Bem. Thanks for the letter with gen or gig. Sorry trip was such a bitch and delighted you are going good in S.F. Sorry Mary wrote. She was upset at me sweating out cables to you and to Gregory (Hemingways jüngster Sohn “Gig”) with no answers. Gregory left no change of address … so checks sent him registered had been returned after you left. Then I got a bill forwarded from K.W. for new psycho treatments. He cabled 2 weeks ago acknowledging checks and saying letter wrote. No letter of course …” – Hemingway berichtet von seinen Plänen für den Herbst: “Very happy things are shaping so well out there. We hope to get away from here the first of next week. Weather been as hot many days as when you left. Mary been laid up five weeks with bad virus flu getting OK now. Too late now for Spain or Africa so will get out west for a while … It’s too late now to fish but will try to get some shooting. I’m stale as a goat …” – Literarisches: “Signed the books for Frank Aldrich and paid one taxi driver, old man, whose story seemed plausible. Hope it was.” – Nachschrift unter den gezeichneten Küssen: “Dog is fine. He will be OK. with René while we are gone … He’s very well and cheerful and did a wonderful thing: He bit Sinsby really well in the hand under perfect circumstances.” – Der Umschlag an die Geschäftsadresse von John H. Hemingway mit Vermerk “Personal” adressiert, Poststempel Habana, 26.IX.1958. – Umschlag mit geringfügigen Versandspuren, der Brief tadellos erhalten.

Lot 13 Hirschfeld, Magnus
Brief von Schreiberhand mit eigenhändiger Unterschrift und Nachschrift. Berlin, 15.IV.1921. 1 S. Gedruckter Kopf des “Institut für Sexualwissenschaft” mit photographischer Gebäudeansicht. 28,2 x 22 cm. – Dazu: Derselbe. Maschinenschriftlicher Brief mit eigenhändiger Unterschrift. Berlin, 28.VII.1930. 1 1/2 S. Gedruckter Briefkopf (in anderer Typographie ohne Anischt). 28,2 x 22,5 cm.
Result 450 €
1. An einen Kollegen, dem er für seinen Besuch dankt und “einige kleine Schriften” übersendet, darunter “Künstliche Verjüngung und Geschlechtsumwandlung”. Die Nachschrift lautet “Denken Sie auch gütigst an die Stiftungsfrage.” – 2. An den Theologen, Schriftsteller und Kritiker Theodor Kappstein in Charlottenburg, mit Dank “für das ausführliche Gutachten … Es wird natürlich für das Werk von großem Vorteil sein.” Er habe gerade sein “eigentliches Hauptwerk, die ‘Geschlechtskunde’, beendet, ein sehr umfangreiches Buch von ca. 3000 Seiten”. Er hofft, Kappstein werde die Bände nach Abschluss des Registers besprechen und grüßt auch dessen Frau, die Schriftstellerin Anna Kappstein. – Beide Briefe etwas gebräunt und mit kleinen Randeinrissen.

Lot 14 Kralik, Hanns
Eigenhändiger Brief mit Unterschrift an Robert Marx mit signierter Reproduktion seines Holzschnitts “Mensch – wie stolz das klingt”. Undatiert (nach 1945). 36,5 x 25,5 cm. [#]
Result 240 €
In dem Begleitschreiben an den Sammler Robert Marx, der ihn offensichtlich um eine Graphik gebeten hat, schildert der NS-verfolgte Künstler Hanns Kralik (1900-1971) die Probleme, dieser Bitte nachzukommen: “Da ich 2x mein ganzes Werk verloren habe, ist meine Auswahl nicht so gross. Nun habe ich eine Reproduktion gefunden … Das Original hat die Gestapo zerstört, weil es ihnen sicher nicht lag, alles andere dazugehörende, ein Zyklus über die KZs ging den gleichen Weg”. – Kralik wurde kurz nach der Machtergreifung im emsländischen KZ Börgermoor inhaftiert. Nach seiner Flucht entstand sein antifaschistischer Zyklus “Trotz alledem” im französischen Exil, den hier vorliegenden daraus stammenden Holzschnitt bewertete er selbst es als seine “beste künstlerische Leistung überhaupt”. – Der Brief umlaufend mit Klebespuren und etwas knickspurig, die eigenhändig signierte und datierte Reproduktion verso unter Passepartout montiert, dort recto eigenhändig betitelt und bezeichnet. – Provenienz: Sammlung Robert Marx, Berlin.

Lot 15 Meyer, Alfred Richard
2 maschinenschriftliche Briefe mit eigenhändiger Unterschrift “Alfred Richard Meyer” (einmal Zusatz “und Frau”). Lübeck, 19.VI.1947 und 5.XII.1952. Je 1 S. 15 x 20,7 cm und DIN A4.
Result 200 €
Beide an Trude Berg. – 1947: “… Agnes Miegel soll hier in Schleswig-Holstein aermlichst auf dem Lande hausen. Adresse und naeheres weiss ich leider nicht. Sie war ja sehr hochmuetig geworden … Sie soll dann von Ostpreussen per Schiff nach hier gekommen sein. Das eine Schiff mit mehreren tausend Menschen ging ja unter … Resi Langer und auch unser Sohn verloren auch alles restlos. Meine Literaturgeschichte … verteidigt sowohl Expressionismus wie Futurismus und sogar Dadaismus …” – 1952: “… Nein, nein – wir schlemmen nur geistig und gastrosophisch, denn wir haben gar kein Geld, uns gastronomisch zu betätigen. Und das geht auch, zumal wir in der Erwartung leben, den Nachlass von Carl Friedrich Rumohr zu entdecken …”. Erwähnt den Besuch seines verträumten Enkels Andreas, “hat leider allzu viel von mir mitbekommen. Der Maler Ludwig Meidner ist wieder aufgetaucht. Wir sprachen uns. Jetzt ist er schon in Bonn, dort die wütenden Parlamentarier zu zeichnen …” – Beide Briefe gebräunt, der erste ohne Textberührung gelocht.

Lot 16 Michelly, David
Rübezahl. Novelle. Manuskript mit Titel-Federzeichnung. Deutsche Handschrift in brauner Tinte auf liniertem Papier. Königsberg, 1881. 1 Bl., 88 S. 28 x 22,5 cm. Blindgeprägter Leinenband der Zeit mit goldgeprägtem Deckeltitel und umlaufendem Goldschnitt (minimal berieben und bestoßen).
Result 220 €
Das Manuskript einer Rübezahl-Novelle von einem Spross der bekanntesten jüdischen Familien Königsbergs ist “Meiner lieben Cousine Malwina Michelly in Freundschaft gewidmet”. Bei dem Verfasser handelt es sich offensichtlich um David Michelly (geb. 1962), den Sohn von Benno Michelly (1827-1904), der sowohl im Vorstand der Jüdischen Gemeinde als auch als Stadtrat (1878-1899) eine wichtige Rolle in Königsberg spielte. Insbesondere seine Verdienste auf dem Gebiet der Sozialpolitik waren so bedeutend, dass die Stadt Königsberg nach seinem Tod eine am Pregel gelegene Straße (von der Kaiserbrücke zur Hermann Theodor Hoffmann Straße) nach ihm benannte. Am breiten Michelly-Ufer löschten gelegentlich Frachtschiffe. – Sehr guter Zustand.

Lot 17 Miller, Henry
Eigenhändiger Brief mit Unterschrift “Henry Miller” sowie “Postscriptum” mit seinen Initialen. Big Sur, California, 21.III.1945. Zusammen 4 S. Grüne Tinte auf dünnem Papier. 27,8 x 21,3 cm. Die Nachschrift: 26,2 x 18,4 cm.
After-Sale Price 500 €
An den anglo-russischen Journalisten sowie Rilke- und Pasternak-Übersetzer Stefan Schimanski, der zusammen mit Henry Treece Material für die Tagebuch-Anthologie “Leaves in the Storm” zusammentrug. Das Buch erschien 1947 und enthielt Beiträge von Henry Miller, Gertrude Stein u.a. Beide Herausgeber waren Vertreter des “New Apocalyptics Movement”. – Miller beantwortet Schimanskis Anfrage mit Engagement und deutlichem Zeitbezug: “No, I have kept no diary. But I want to recommend most urgently that you write Anais Nin – 215 W. 13th St. NY City. She’s kept one since 1914 – I wrote about in one of my books (I’ll drop her a line myself, to save time – but write anyway.) Otherwise I know of none else. I know scracely any writers personally (I prefer painters.) … I am trying to get together material for a short book for you – you know that, I hope. It’s not easy. – I wish I could get to England. But I know no one with sufficient pull to wangle such a trip now. Maybe in 1950 or ’55 – when travel is possible again … I have nothing against Treece. I thought his piece very stupid, that’s all. Utterly humorless. You’re mistaken if you think I’ve changed. The only book I’m interested in is the Rosy Crucifixion – sequel to the Cancer-Capricorn books. And “worse”! But when to get it published? In what new world? Not the one the allies are making, I feel certain. None of those ‘four freedoms’ they talk about is in vogue yet.” – Über literarische Interessen und Projekte: “Right now I’m on a long study (60 or more pages) of Wassermann’s “The Maurizius Case”. It’s about Justice – or the lack of it”. – Last but not least: “I married a young Polish girl recently – Janina Lepska. Poor Poland! Poor Greece! Poor lost world!”. – Im Postskript vom gleichen Tag empfiehlt Miller Schimanski die (Teil-) Publikation von Wallace Fowlies “The Clown’s Grail”, “which I read in MS. at Yale when I visited him … I would gladly write an introduction for it, if you and he agreed. It affected me profoundly …” Er kommentiert ferner die eigenen Werke “Black Spring” und “Aller Retour New York”. – Der Hauptbrief weit außerhalb der Schrift gelocht, beide Blätter etwas knitterig und mit kleinen Randschäden.

Lot 18 Müller, Ludwig August von
Dankesurkunde der “Funktionäre der kgl. Polizeidirektion” für ihren neuen Vorgesetzten. Kalligraphie auf Pergament in rot-schwarzer Fraktur mit Zeilenfüllern, Anrede in großer Auszeichnungsschrift mit Ausläufern in Blau, Orange und Gold, links Allegorie der Dankbarkeit vor der Silhouette von München in roter Federzeichung. München, Weihnachten 1887. 39 x 26,5 cm. – Dazu: Gedruckte Dankesurkunde für denselben als scheidenden Direktor des königlich-bayerischen statistischen Bureaus. München, Februar 1887. 2 S. auf Doppelblatt mit ornamentalen Seitenbordüren in den bayerischen Landesfarben Silber und Blau, am Schluss 20 Original-Unterschriften von Mitarbeitern. 42 x 31 cm. – Zusammen in blauer Seidenmappe der Zeit, am Vordeckel Mittel- und Eckstücke aus gegossenem Metall im Stil des Neo-Rokoko, Rückdeckel mit kleineren Eckstücken, Innenseiten mit chamoisfarbener Moirée-Seide bezogen (Kanten berieben, kleine Fehlstelle hinten, 1 Applikationsnägelchen fehlt). [#]
After-Sale Price 240 €
Der namentlich nicht genannte bayerische Jurist von Müller (1846-95) wurde 1879 persönlicher Sekretär König Ludwigs II. und 1881 Leiter des statistischen Büros. 1886 führte er im Regierungsauftrag die Verhaftung des geisteskranken Königs durch und wurde daraufhin 1887 Polizeidirektor, ab 1890 Kultusminister. Beide Urkunden bringen Anerkennung und Dank für Müllers Verdienste um seine Untergebenen zum Ausdruck. – Ränder der Pergamenturkunde mit Kleberesten von einer defekten und teils gelösten Kartonleiste, rechte untere Ecke bräunlich verfärbt, Ränder der Papierurkunde angestaubt und etwas verknickt.

Lot 19 Murnau, Friedrich Wilhelm
Mutmaßlich eigenhändig beschriftete Zeppelin-Postkarte der Polarfahrt 1931. Wohl Berlin 1929. 1 S. 9 x 14 cm.
After-Sale Price 300 €
Murnau kehrte nach Auflösung des Vertrages mit Fox 1929 noch einmal nach Berlin zurück, um Verhandlungen mit der Ufa aufzunehmen. Nachdem diese ergebnislos blieben, brach er im gleichen Jahr nach Tahiti auf, um die Liebesgeschichte “Tabu” zu drehen. Wahrscheinlich erwarb er während des Berlin-Aufenthaltes eine der lange im Vorfeld der Zepplinfahrten aufgelegten Abwurf-Postkarten, hier bildseitig mit einem Dünen-Motiv des Sylter Photographen Bernhard Lassen. Die Karte ist an seine Mutter “Frau O(ttilie) Plumpe-Murnau, Berlin-Grunewald, Douglasstr. 22” gerichtet. Diese Adresse bezeichnet die Villa der Sängerin Ehrenbaum-Degele, wo Murnau seit 1919 bleibendes Wohnrecht genoss (und damit besuchsweise auch seine Mutter). Links vermerkt Murnau “Mit Zeppelinpost auf Polarfahrt 1931 zum Abwurf auf Leningrad.” Darunter der große rote Stempel zur Polarfahrt sowie Luftpost-Märkchen. Rechts oberhalb der Adresse die eigens zu dieser Fahrt herausgebrachte Briefmarke im Wert von 1 Reichsmark, abgestempelt in Friedrichshafen, 24.VII.1931. Daneben der Abwurfstempel aus Leningrad vom 25.VII.1931. – Murnau hat die gelaufene Karte nicht mehr gesehen, er war am 11.III.1931 in Kalifornien tödlich verunglückt. – Tadellos erhalten.

Lot 20 Orff, Carl
Eigenhändiger Brief mit Unterschrift “Carl Orff”. Diessen, 1.V.1975. 1 S. mit gedrucktem Briefkopf. 14,8 x 20,9 cm.
Result 200 €
Dankt Herrn Kern “für die ausgezeichneten Photos”. – Etwas knitterig, eine Tintenverwischung. – Beilagen: 1. Derselbe. Gedruckte Dankeskarte nach der Handschrift anlässlich seines 75. Geburtstages am 10.VII.1970. Rückseitig eigenhändig “Euch Beiden besonderen Dank”. 11,2 x 15,8 cm. – 2. Derselbe mit Gunild Keetman, seiner Mitarbeiterin. Schwarz-weiße Photographie von C. Pilger-Feiler 1975 (Abzug 1989) und farbige Privatphotographie, aufgezogen. – Dazu gedruckte Todesanzeige von Keetman, gelocht. – 3. Ernst Busch. Kantate von Krieg Frieden Inflation. Musik: Hanns Eisler, Edmund Meisel (Die rote Reihe 4). Mit Abbildungen und Original-Schallplatte in Deckeltasche. Berlin, 1973. OU (gebräunt, etwas fleckig). – Vorderer Innendeckel mit eigenhändiger Filzstift-Widmung “Für Georgia vom alten Ernst Busch 1. Mai 1975”. – 4. Zenta Maurina. Begegnung mit Elly Ney. 3. Auflage. Memmingen 1960. Or.-Lwd. mit OU. – Am Vorsatz eh. Widmung von Ney, 26.XII.1966, darunter spätere Privatwidmung. – 5. Zarah Leander. Signierte Photo-Porträtpostkarte, undatiert. – Dazu 2 gedruckte, montierte und signierte Photos von Lotte Lehmann und Fritzi Massary.

Lot 21 Reiff, Wilhem Joseph
Eigenhändiger Brief mit Unterschrift “W. J. Reiff”. (Festung) Glatz, 25.X.1857. 1 S., rückseitig Adresse und Siegelrest. 22,5 x 14,5 cm.
After-Sale Price 300 €
Reiff (1822-nach 1860) wurde auf dem durch gefälschte Beweise erzwungenen Kölner Kommunistenprozess 1852 zu fünfjähriger Haft auf der Festung Glatz verurteilt. Lassalle war dem Prozess auf Grund eigener Gefängnisaufenthalte entgangen und unterstützte die Angeklagten. Reiff wähnt Lassalle laut Adresse noch in Düsseldorf, diese ist von fremder Hand in “Podstamer Straße No. 131 in Berlin” korrigiert. Lassalle verkehrte in Berlin und nahm dort 1858 dauerhaften Wohnsitz. – “Lieber Lassalle! Meine gegenwärtige Geldverlegenheit, die mich umsomehr beunruhigt, als meine Haft mit dem 12. k(ommenden) M(ona)ts abläuft, veranlaßt mich an Sie die freundliche Bitte um eine kleine Unterstützung zu richten. Geld ist von Cöln seit dem letzten halben Jahre sehr knapp geworden, so daß ich noch mehr Schuldposten zu decken habe. Schicken Sie aber das Geld nicht an die Kommandantur, sondern an die Adresse, die Ihnen hier unten mein Freund hierselbst mit dem ich in Verbindung bin, angeben wird. Für Ihre früheren Gefälligkeiten dankbar grüßt Sie herzlichst auf baldiges Wiedersehen.” – Die von der Hand des Freundes hinzugefügte Adresse lautet “C. Fach bei M. Bruck Glatz”. – Reiff floh 1859 wegen angeblicher Unzucht nach London, lebte als Straßenmusiker und wurde von Marx, Engels u.a. abgewiesen. – Falt- und schwache Knitterspuren, sonst wohlerhalten.

Lot 22 Rheinischer Pietismus – Deus, Anna Maria
Briefe meist an einen ihr vertrauten Freund & Bruder geschrieben. Bergisch-Gladbach, um 1750-77. Zeitgenössische Abschrift von 2 Händen mit brauner Feder in regelmäßigen Kursiven. 271 (recte 360) S. 19,5 x 11,5 cm. Lädierter Halblederband der Zeit mit Rückenschild (Vorderdeckel lose).
After-Sale Price 240 €
Typische Abschrift zur Zirkulation in Pietistenkreisen, hier wohl in der Prägung durch Tersteegen. – Umfasst 102 lange und schwärmerische, teils mit Bibelsprüchen überschriebene Briefe, meist an einen “liebwerthen Freund und Bruder” oder “herzinnig geliebten Bruder”, vereinzelt auch an Nichte und Vetter. Die nicht immer angebrachte Schlussformel lautet entsprechend “geringe Schwester”, “arme Mitschwester” o.ä. Brief 8 ist “zu Ducterath” verfasst (Duckterath, Bergisch-Gladbach), Brief 91 zu “Gladbach”. Mit Brief 7 vom 20.XI.1761 hat sich Deus “an meinem Geburtstage … dem Herzens Gott mit Seel u. Leib” verschrieben. Etliche tragen den Vermerk “im Bett”. – Die zeitliche Folge reicht von 1756 bis 1777, einige Briefe sind undatiert, am Schluss ein Nachtrag für 1750-59. Der größere Teil der Abschrift stammt von einer Hand, von einer zweiten die S. 277-316. Die Paginierung springt zweimal vor, am letzten Blatt um 100 S. zurück. – 3 Besitzvermerke des 19./20. Jahrhunderts im Innendeckel, gleichmäßig etwas gebräunt, fast durchgehender und meist schwacher Wasserrand ohne Schriftverwischung im Bundbereich.

Lot 23
Sammlung von über 100 Manuskriptblättern, meist Pergament, vereinzelt Papier, aus dem 12. bis 17. Jahrhundert. Unterschiedliche Formate.
Result 8500 €
Meist Einbandmakulatur mit den entsprechenden Gebrauchsspuren. – Inhaltsreiches Konvolut.

Lot 24 Schriftsteller, Könige, Musiker
Privater Sammelband mit über 30 Autographen und Manuskripten in deutscher und französischer Sprache. Verschiedene Orte und Formate, 1778-1968. Zusammen ca. 75 S. Jeweils seitlich auf Trägerblätter montiert. Moderner Leinenband (38,5 x 26 cm) mit Rückenschild.
Result 800 €
Enthält in der Bindefolge: Anne-Henri Cabet de Dampmartin. 9 eigenhändige Briefe mit Unterschrift “Dampmartin” (1 paraphiert “D”). Berlin, 1796/97. Ca. 15 S. Meist ca. 19 x 23 cm. – In französischer Sprache an Hofbuchdrucker Decker, Buchbestellungen für sich, Lordmarschall Keith und den König sowie Druckvorhaben betreffend (z.B. “M. le baron de Keith desire que vous lui fassiez les fables de Mancini nivernois annoncées dans la dernière gazette …”). Der Offizier, Schriftsteller und Bibliothekar (1755-1825) war Hofmeister von Friedrich Wilhelm Ritz, Sohn der Gräfin Lichtenau. – Friedrich Wilhelm III., König von Preußen. Eigenhändige Unterschrift auf einem Patent für Joachim August von Teschen wegen Ernennung zum Rittmeister des Goeckingschen Husaren-Regiments. Berlin, 10.I.1798. 2 1/2 S. auf 2 Doppelbl. 34 x 20 cm. Mit papiergedecktem Siegel an Heftschnur. – Kestner, Charlotte, Tochter von Goethes “Lotte” (1788-1877). Eigenhändiger Brief mit Unterschrift. Basel, 31.(?)VIII.1868. 2 S. 21,5 x 13,5 cm. – Berichtet laut Begleitschreiben einer “Christiane” über ihre Jugenderinnerungen an Caroline von Braunschweig-Wolfenbüttel, Gemahlin des englischen Königs Georg IV. – Beide Schreiben unter dem Umschlag eines Programms der Sing-Akademie von 1882 montiert. – J. D. Anton. Prolog zu der Kindersymphonie von Jos. Haydn. Darmstadt (?), um 1830. 10 S. 21 x 16,5 cm. Umschlag der Zeit. – “Von diesem Prologe begleitet wurde die Kinderysymphonie nun schon einige Mal in der Gesellschaft der Liedertafel zu Darmstadt … vorgetragen” (Vorwort). Im Druck für uns nicht nachweisbar, obgleich der Umschlag “Erfurt, E. Weingart” nennt. – Martin, Henri. Eigenhändiger Brief mit Unterschrift. Paris, um 1832. 1 1/2 S. 25 x 18,5 cm. – Der spätere französische Historiker (1810-83) als “Zögling der Normalschule in Paris” in deutscher Sprache (und Kursive!) an Ludwig Tieck. Er habe dessen Novelle “Hexensabbat” (1832) mehrfach gelesen und übersendet den Versuch einer französischen Übersetzung mit der Bitte um “ein gütiges Wort … von Ihrer Hand geschrieben”. Eine französische Version “Le Sabbat des Sorcières” erschien 1833 anonym. – Byrns, Harold (Hans Bernstein). Eigenhändiges Musikmanuskript “Quasi-Musikalische Ab- (und An) wandlungen über DFD und CH” mit Nennung seines Nam
ens am Kopf sowie Unterschrift “Hans”. Berlin, 6./7.X.1968. 1 S. Noten mit roten Einkreisungen und 1 S. Kommentar auf einem Doppelblatt von Hand rastrierten Papiers. 28 x 20 cm. – Offenbar humoristischer Gruß für Dietrich Fischer-Dieskau, “Orchester Arrangement strengstens untersagt”. – Beiliegend: Original-Photographie Fischer-Dieskau/Gerald Moore von Siegfried Lauterwasser bei Deutsche Grammophon, London 1969, Namen einbelichtet. 17,7 x 22 cm. – Ferner kleines Photo von Fischer-Dieskau mit Moore-Zitat von fremder Hand. – Außerdem französische Autographen des Arabisten Reinaud, des Juristen Paillet, des Bibliographen van Praet, des Historikers Michaud. – Weitere. – Meist gut erhalten.

Lot 25 Schünke, Lothar
Gästebuch des deutschen Generalkonsuls in San Francisco. Mit Hunderten von Einträgen. 21.XII.1974 – 18.X.1982. 62 meist beidseitig mit Kugelschreiber beschriebene sowie zahlreiche leere Bl. 28,5 x 21,5 cm. Schwarzer Original-Kunstlederband.
After-Sale Price 200 €
Schünke ist nicht namentlich genannt, das Album ihm aber durch beiliegende Ausschnitte des San Francisco Business Newsletter von 1980 zuordenbar. – Unter den internationalen Einträgern zahlreiche Konsuln, ferner Mr. & Mrs. Richard Guggenheim, Dr. & Mrs Henry von Witzleben, Heinz Pallasch (mehrfach), Arwed Arnd von Oertzen, Nicki Galbraith, Harry and Olga Kahn, Jacqueline Stine-Brentano, Horst u. Angelika Hundertmark, Ingeborg und Karlheinz Schünke, am 15.III.1977 eine Besuchergruppe aus Berkeley etc. etc. – Kaffeetassenabdruck beim Eintrag der Verwandtschaft, sonst gut erhalten.

Lot 26 Spohr, Louis
Eigenhändiges Empfehlungsschreiben mit Unterschrift “Dr. Louis Spohr Hochfürstl. Hofkapellmeister”. Kassel, 18.VI.1850. 1/2 S. 27 x 22 cm. Alt auf rosafarbene, an den Rändern umgeschlagene Seide montiert.
Result 300 €
Für den Flötisten Heinrich Ritter. – “Der durch seine vielfachen Reisen in Deutschland längst bekannte Virtuos auf der Flöte, Herr Concertmeister Ritter sey hiermit allen Künstlern und Kunstfreunden meiner Bekanntschaft angelegentlichst empfohlen. Ich hörte ihn zuerst vor 9 Jahren, wo er hier mit allgemeinem Beyfall Concert gab, und jetzt wieder, und von neuem hat mich sein gefühlvoller Vortrag des Cantabile besonders erfreuet.” – Ritter ließ die Empfehlung zwischen 1850 und 1856 mehrfach in Zeitungen abdrucken (Spohr-Briefe online, Spohr-Museum Kassel, mit Vermerk “Autograf: nicht ermittelt”). – Faltspuren, abgegriffen, Nadelspuren im linken Rand, Löchlein im Faltenkreuz.

Lot 27 Strauss, Richard
Altersporträt in Halbfigur mit Taktstock. Original-Photographie. Vintage. Bromsilbergelatine. Um 1945. 16,5 x 11,5 cm. Auf Trägerkarton (21,5 x 17,5 cm) montiert, dort am Fuß eigenhändig signiert und datiert “Richard Strauss Garmisch 2.10.45”. Am Kopf eigenhändige Widmung für Heinrich A. Götze.
Result 850 €
Photographie mit Fingerspuren, etwas aufgebogen, kurze Knickspur im Karton oberhalb der Datierung.

Lot 28 Strauss, Richard
Eigenhändiger Brief mit Unterschrift “Richard Strauss”. Garmisch, 25.IX.1930. 2 S. und kurze Nachschrift. Mit gedrucktem Briefkopf. 18 x 11,3 cm.
Result 850 €
Dankesbrief an einen Intendanten, der ihm ein Dirigat an der königlich-schwedischen Oper angeboten hatte: “Ich freue mich außerordentlich, daß Sie in der Lage sind, Ariadne zu bringen u. nehme Ihre u. des Herrn Intendanten (John) Forsell liebenswürdige Einladungen mit verbindlichstem Danke u. unter einer Voraussetzung an, daß mir meine Gesundheit erlaubt, im Frühjahr die Nordlandreise zu wagen. Ich muß Ihnen leider gestehen, daß ich schon 2 Jahre hindurch gerade gegen den März hin von Rheumatismus und Rachenkatarrh geplagt war, die mir das Reisen überhaupt unmöglich machten. Gegenwärtig befinde ich mich recht wohl – aber was so ein deutscher Winter bringen wird, kann man leider nicht vorauswissen. Wenn ich also gesund bin, komme ich sehr gerne zu Ihnen u. nach Stockholm … Mein Gastspiel bei Ihnen wäre aber nur in der zweiten Hälfte April möglich. Im März bin ich in Wien gebunden.” – Beiliegend: Photo-Porträtpostkarte von Strauss mit eigenhändiger Unterschrift, datiert 30.XI.26. – Ferner ein Briefumschlag von unbestimmter Hand an Professor C. Riedel in Leipzig, Poststempel Budapest, 24.IV.1918. – Der Brief gelocht, die Löcher gedeckt und mit Rostanflügen, die Postkarte etwas unfrisch.

Lot 29 Theaterprogramm
Der Zanksüchtige oder die rechtmäßige Erbin. Ein Lustspiel in drey Aufzügen. Deutsche Handschrift auf Papier. Österreich, um 1780. 8 S. Titel und Überschriften in kalligraphischer Fraktur mit goldfarbener und roter Tinte, ebenso die römischen Auftrittsnummern, Seitenrahmen schwarz und silberfarben, am Kopf zweier Seiten mit Sternchenreihe. Text in Kursive mit braunschwarzer Feder, das Rollenverzeichnis ebenfalls in Fraktur. Feines Schreibpapier (Wasserzeichen Heilige mit Herz in einer Hand). 26 x 18 cm. Goldpapierumschlag der Zeit über grünem Heftfaden (etwas gedunkelt und knitterig). [#]
Result 240 €
Reizvoll und sorgfältig ausgeführtes Programmheft für vornehmes Publikum. Der Rollentext des anonymen Lustspiels erschien gedruckt. Prag 1779. (Goedeke V, 349, 219), hier wird mit kurzen Inhaltsangaben der einzelnen Auftritte durch die drei Aufzüge geführt. Interessanterweise sind die auf der Titelrückseite aufgeführten Rollen (auch die weiblichen) sämtlich mit “Fratres” (z.B. Innocentius, Caelestinus, Novitius) besetzt, mithin die klösterliche Aufführung eines weltlichen Stückes. – Schwache Knickspur im Unterrand, sonst gut erhalten.

Lot 30 Valentin, Karl (das ist V. L. Fey)
Maschinenschriftliche Postkarte mit eigenhändiger Unterschrift in Bleistift. München, 13.III.(19)46. 1 S. 10,5 x 14,5 cm. [#]
After-Sale Price 400 €
An “Herrn Stadtrat Preis” in München. “Betr. Beitrag zum Wiederaufbau-Fonds. Ich komme zurück auf mein Schreiben vom 27.2.46 und bitte um frdl. Rückäusserung”. Rückseitig Absenderstempel Valentins und Bearbeitungsvermerke. – Gebräunt, links Leimspur. – Dazu: Liesl Karlstadt. Eigenhändiger Brief mit Doppelunterschrift Karlstadt – Valentin in ihrer Hand. Berlin, “Tel. Bismark 839”, ohne Datum (um 1925). 1 S. in Bleistift auf liniertem Papier. 27,5 x 22 cm. – An (die Schauspielerin Ernestine) Costa: “Leider ist es diesmal nichts mit der ‘frechen Mizzi’ denn wir spielen ja nur die Orchesterscene (die Kapelle). Sonst hätten wir uns sehr gefreut, mit Ihnen zu arbeiten. Valentin hat eine grosse Bitte: Er möchte ein Bild vom ‘Intimen Theater Nürnberg’ Innen u. Aussenansicht zu seiner Sammlung. Wenn’s nur gew. Postkarten wären. Er wäre Ihnen sehr dankbar. Ihre Tel. Nummer Westend 6251 stimmt nicht, haben 4x angerufen, ohne Erfolg”. – Faltspuren, recto von anderer (Costas?) Hand ergänzt “Giesebrechtsstr. 1-2”, verso voller Name der Schauspielerin, möglicherweise ihre Unterschrift, sowie Zahlensummierungen. – Dabei: Dieselbe. Eigenhändige Widmungs-Unterschrift vom 22.VI.1959, in Tinte auf dem Vorsatz von: Karl Valentin. Lachkabinett. 1.-8. Tausend. München 1950. Mit Schutzumschlag (Randläsuren). – Darunter eigenhändige Kugelschreiber-Widmung mit Unterschrift des Schauspielers Willy Rösner “als letzter langjähriger Mitarbeiter der beiden grossen Künstler einmaliger Art”. München, 15.II.1961.

Lot 31 Zweig, Stefan
Eigenhändiger Brief mit Unterschrift “Stefan Zweig”. Wien, 7.III.1906. 1 S. 17 x 13,2 cm.
Result 700 €
“Sehr verehrtes Fräulein, gern wie immer nehme ich Ihre freundliche Einladung an. Entschuldigen Sie mich aber, bitte, bei Ihrem Herrn Bruder … die schönen Tage nehmen mir so viel Zeit von meiner Arbeit weg, dass ich jetzt wenigstens abends fleissig sein muss …” – Schwache Eckknicke , Mittelfalte mit winzigem Einriss rechts. – Beiliegend: Porträt-Postkarte Stefan Zweig von Eric Schaal, 1939 (moderner Abzug).