Lot 113
Das Volk und seine Fürsten, Volkswesen und Volkssinn. Leipzig, Fleischer, 1815. 4 Bl., 351 S. 21,5 x 12,5 cm. Halblederband der Zeit mit 2 goldgeprägten Rückenschildern, Rückenvergoldung und Grünschnitt (etwas berieben und bestoßen). [*]
Nachverkaufspreis 200 €
Einzige Ausgabe, enthält neun zusammenhängende weltliche Reden des Berliner Hof- und Dompredigers. Angehängt sind drei geistliche Vorträge zu den Ereignissen der Jahre 1813-15. – Titel mit dem Bibliotheksstempel des jungen Karl von Preußen (1801-83, dritter Sohn von Friedrich Wilhelm III. und Königin Luise). Der Prinz erhielt ein Exemplar auf starkem Velinpapier, das den Umfang des Bandes auf das Doppelte eines Normalexemplars anschwellen ließ. – Vorsätze mit Leimschatten, etwas stockfleckig.
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Lot 114
Steckmedaille auf die Schlachten der Freiheitskriege 1813. Mit 12 altkolorierten Medaillonkupfern von Friedrich Fleischmann, paarweise aufeinander montiert. Nürnberg, 1813. 14 gestochene Textmedaillons, 12 ebenso montiert, 2 mit koloriertem Lorbeerkranz in den Innenseiten der Medaille. Durchmesser: 5 cm. Deckel und Boden aus figürlich gegossenem Zinn, oben Allegorien von Gerechtigkeit, Weisheit und Einigkeit, unten auf die Eintracht. In zeitgenössischem Holzschächtelchen mit Messingriegel (Rücken und Deckelgelenk überklebt).
Zuschlag 360 €
Der Graveur Stettner (1785-1872) gab zwischen 1809 und 1819 etwa ein Dutzend Steckmedaillen auf die Zeitereignisse heraus. Sein Namenszug findet sich auf dem Deckel, die Datierung auf dem Boden. Das erste Medaillonkupfer ist von Friedrich Fleischmann signiert, die übrigen nurmehr monogrammiert. – Dargestellt und beschrieben sind die Schlachten bei Lützen, Bautzen, Vittoria, Groß-Beeren, Katzbach, Dennewitz, Leipzig, Hanau, ferner Vernichtung des Armeekorps Vandamme, Belagerung von Würzburg, Übergabe von Dresden und der Rheinübergang bei Basel kurz vor Weihnachten 1813. – Ursprünglich zum Leporello verbunden und in den Innendeckeln befestigt, vom Band nur noch die Ansätze vorhanden. – Schwach gebräunt und fleckig, sonst sehr gut erhalten.
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Lot 115
Lebens-Beschreibung Herrn Götzens von Berlichingen, zugenannt mit der eisern Hand mit verschiedenen Anmerkungen erläutert. Zweyte verbesserte Auflage. Mit gestochener, gefalteter Kupfertafel. Nürnberg, Felßecker, 1775. 2 Bl., 306 S., 5 Bl. 17,5 x 10,5 cm. Halblederband der Zeit mit 2 farbigen Rückenschildern und Rückenvergoldung (berieben, Kapitale mit schmalen Fehlstellen). [*]
Nachverkaufspreis 200 €
Zweite Ausgabe der Autobiographie, aus dem Nachlass herausgegeben und mit Abdruck von Urkunden. – Holzmann/Bohatta III, 875 (mit dieser Ausgabe) – vgl. Goedeke IV/3, 152, 17a, alpha (Erstausgabe 1731). – Titel mit schwachem Sammlerstempel, Notizen auf Vorsatz. Gutes Exemplar.
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Lot 116
Das andere Deutschland. Eine Schau der deutschen Widerstandsbewegung gegen das Naziregime. Sammlung von 2 gedruckten Ausstellungsführern, gedrucktem Übersichtsplan und 3 Bl. Raumansichten. Berlin 1948. Verschiedene Formate. Lose in bedruckter Original-Papiermappe. [*]
Nachverkaufspreis 200 €
Die von der “Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes” getragene Ausstellung wurde 1948/49 in Berlin, Halle und Leipzig gezeigt, die Begleithefte erschienen an den jeweiligen Orten, hier Berlin (Friedrich-Ebert-Straße gegenüber dem Reichstag, September/Oktober 1948). – Der erste Ausstellungsführer, im Querformat gedruckt und leporelloartig gefaltet, illustriert noch acht Ausstellungsräume (Ansicht aus der Vogelschau, Raumansichten). Der folgende, ein Leporello im Hochformat, ist mit “Veröffentlichungen der Ausstellungsleitung 1” betitelt und zeigt die endgültige Aufstellung in sieben Räumen. Hierzu auch die (sämtlich doppelt vorhandenen) Einblattdrucke, ebenfalls Übersicht sowie Ansichten der Räume 1-5 auf 3 Bl. – Beiliegend: ein Konvolut mehrfach vorhandener Andrucke dieser Blätter auf dünnem Photopapier, teils mit kleinen Varianten (z.B. das “heimliche” statt das “andere” Deutschland). Darin auch sechs wohl zugehörige Reproduktionen von Kriegsfrauen-Zeichnungen 1947/48 mit dem Monogramm der Malerin Elisabeth Holz-Averdung (1911-70). – Geringe Gebrauchsspuren, gut erhalten.
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Lot 117
Je suis perdu. Anonymes Medaillonkupfer der französischen Monarchie, vom jakobinischen Terror bedroht. – Dazu typographisches Blättchen “Erklärung”. 2 zusammengehörige Einblattdrucke. Deutschland, ohne Ort und Druck, um 1793. Kupfer: Kräftiges Velinpapier, Blattgröße: 29,5 x 21 cm, Platte: 19 x 13,5 cm. – Text: Festes Bütten, 17,5 x 10,5 cm. [#]
Zuschlag 300 €
Für uns nicht nachweisbar. Der Text erklärt: “Frankreich in Gestalt einer weiblichen Figur, wird von blutdürstigen Ungeheuren verfolgt. Purpur, Krone und Zepter sind schon ein Raub ihrer Wuth geworden, angstvoll sucht sie zu entfliehen, in dem Augenblick aber tritt die scheussliche Zwietracht mit der Freiheitsmütze auf dem Haupt ihr in den Weg, stösst ihr den gezückten Dolch in die Brust und findet so ihren Tod”. Die letzten Worte Ludwigs XVI vor der Hinrichtung am 21.1.1793 seien “je suis perdu” gewesen, dieses Datum unter dem Medaillon eingestochen. Seltsamerweise ähnelt die Ermordete stark der Marianne-Figur, die sich seit 1792 als Allegorie der französischen Republik und Nation entwickelt hatte. – Die breiten Ränder des Kupfers angestaubt und etwas fleckig, beide Blätter am Fuß unbeschnitten.
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Lot 118
Briefwechsel vor und nach seiner Thronbesteigung mit seinem Hofmeister Duhan de Jandun. Aus dem Französischen übersetzt (von Johann Daniel Sander). Berlin, Voss, 1791. 118 S. 15,5 x 10,5 cm. Pappband der Zeit (berieben und bestoßen).
Nachverkaufspreis 200 €
Erste deutsche Ausgabe der im gleichen Jahr erschienenen “Correspondance de Frédéric II. avant et après son avènement au thrône avec M. Duhan de Jandun”. – GV, Bd. 42, S. 103. – Seltener Briefwechsel, den wir über KVK nur in wenigen deutschen Bibliotheken nachweisen können. – Block etwas gelockert, die letzten beiden Blatt mit braunem Fleck.
Lot 119
Geschichte von Großbritannien. Aus dem Englischen übersetzt. 20 Bände in 10 Bänden. Frankenthal, Gegel, 1786-1788. 17,5 x 11 cm. Halblederbände der Zeit mit 2 farbigen Rückenschildern und Rückenvergoldung (etwas angestaubt und berieben, Kapitale teils mit schmalen Fehlstellen, 1 Band mit Einriss am hinteren Gelenk). [*]
Zuschlag 440 €
Price & Price, Humaniora S. 97. – Erschien in der Reihe: “Sammlung der besten Schriftsteller, welche die Geschichte, besondere Rechten, Sitten, und Gewohnheiten der Völker nach ihren Grundsätzen abgehandelt haben” (Reihentitel in Band 5). – Nur teilweise leicht gebräunt, 1 Blatt in Band 7 mit Ausriss.
Lot 120
Der Feldzug von 1813 bis zum Waffenstillstand. Von einem Augenzeugen. Dritte verbesserte Auflage. (Ohne Ort und Verlag), 1813. 77 S., 1 weißes Bl. 18 x 10,5 cm. Kartonage der Zeit mit altem, handschriftlichem Deckeltitel (etwas fleckig, Rückenbezug fehlt). [*]
Nachverkaufspreis 200 €
Einzige, anonym herausgegebene Publikation, die bereits zu Lebzeiten des berühmten Preußischen Generals Clausewitz erschienen ist. – Pohler, Bibliotheca historico-militaris S. 338 (zwei andere Ausgaben des Jahres 1813). – Lange wurde vermutet, dass Gneisenau der Urheber dieser Schrift war, was auch im vorliegenden Exemplar durch den alten Autorenzusatz “vom General Gneisenau” auf dem Vorderdeckel dokumentiert ist. – Titel mit hinterlegten Papierausdünnungen und Abriss der rechten unteren Ecke, gebräunt und teils stockfleckig.
Lot 121
Das Volk in Waffen. Ein Buch über Heerwesen und Kriegführung in unserer Zeit. Sechste Auflage des alten Werkes, zugleich erste Auflage der auf Grund der Erfahrungen des Weltkrieges durchgeführten Neubearbeitung von Friedrich Freiherr von der Goltz. 13.-23. Tausend. Mit photographischem Porträt-Frontispiz und farbiger Wappentafel. Berlin, Decker/Schenck, 1925. LV, 499 S. Signierter Original-Handeinband von Hübel & Denck, Leipzig: rotes Leder mit 2 goldgeprägten Rückenschildern, reicher Rückenvergoldung aus Fleurs-de-lis, gekröntem Deckelwappen mit dem gleichen Motiv, Deckel- und Innenkantenfileten, marmorierten Vorsätzen und Kopfgoldschnitt (etwas berieben und fleckig). [*]
Nachverkaufspreis 500 €
Eins von 100 Exemplaren der Vorzugsausgabe auf Bütten im Handeinband, Impressum vom Neubearbeiter signiert. – Erste Blatt mit schwachen Fingerspuren, sonst unbenutzt und weitgehend unaufgeschnitten.
Lot 122
Die principiellen Eigenschaften der automatischen Feuerwaffen. Eine Studie über die neuesten Errungenschaften der Waffentechnik für Officiere aller Waffen. Mit 16 Falttafeln nach Photographien und 52 Textabbildungen. Wien, Braumüller, 1902. XI, 140 S., 1 Bl. 28 x 17,5 cm. Bedruckter Original-Halbleinenband (etwas berieben und gebräunt, zeitgenössischer Namenszug am Vorderdeckel). [*]
Zuschlag 200 €
Erste Buchausgabe, stark erweiterte Fassung nach Danzer’s Armee-Zeitung. Hervorragend illustriert. – Schnitt an der unteren Außenecke mit schwacher Feuchtigkeitsspur, wenige Seiten dort etwas knitterig, erste Tafel mit Knickfalte im Außenrand, Signaturreste im hinteren Innendeckel, insgesamt aber sauberes Exemplar.
Lot 123
Die Feld- und Gebirgs-Artillerien der europäischen Staaten im Jahre 1890. Mit 16 doppelblattgroßen lithographierten Tafeln. Wien, Seidel, 1890. 47 S. 34 x 26 S. Original-Leinenband mit goldgeprägtem Deckeltitel (gering berieben und bestoßen). [*]
Zuschlag 200 €
Tafeln 1-9 zur Feld-, Tafeln 10-15 zur Gebirgs-Artillerie, Tafel 16 mit Mörsern und Ergänzungen. Detaillierte Zeichnungen von Kanonen, Lafetten, Wagen und Protzen, Visierkernen, Verschlüssen, Zündern und Munition, für das Gebirge auch die Montierung der Tragtiere. – Buchblock stellenweise angebrochen, sauberes Exemplar.
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Lot 124
Vorschläge zur Organisation der k.k. Armee. Von M. V. München, G. Franz, 1862. 57 S. 20,5 x 13,5 cm. Rückenbroschur.
Zuschlag 200 €
Selten, nur zwei Nachweise über KVK in deutschen Bibliotheken. Kein Exemplar in der ÖNB. – Unbeschnitten. – Leicht stockfleckig.
Lot 125
Das preussische Heer unter Friedrich Wilhelm IV. Mit besonderer Berücksichtigung der neuesten Uniformirung und Bewaffnung aller Truppenteile. Mit 36 lithographierten und altkolorierten Tafeln. Berlin, Sachse, 1843-1845. 37,5 x 27 cm. Gold- und blindgeprägter Leinenband der Zeit mit Deckeltitel “L’Armée Prussienne”, 1 Original-Lieferungstitel vorgebunden (bestoßen, Gelenke angeplatzt, Vorsätze erneuert).
Zuschlag 600 €
Einzige Ausgabe. – Lipperheide Qdb 44 – Colas 2420. – Sorgfältig koloriertes Uniformwerk, das sich an die 1830 im gleichen Verlag erschienene Folge von Elsholz, Rechlin und Schulz anschließt. Dokumentiert besonders die nach dem Regierungsantritt von Friedrich Wilhelm IV. eingeführten Veränderungen der Monturen. Ohne jeden Begleittext in Lieferungen erschienen. – Etwas gebräunt und stockfleckig.
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Lot 126
Uniformes de la Garde de Sa Majesté le Roi de Westphalie. Mit 19 altkolorierten Aquatintatafeln. Ohne Ort, Drucker und Jahr, um 1810. Titel. 31,5 x 22 cm. Roter Pappband der Zeit (etwas berieben, Rücken alt mit Leinwand überklebt).
Nachverkaufspreis 3500 €
Einzige Ausgabe. – Colas 2930 (ausführlich) – Hiler 860 – nicht bei Lipperheide. – Sehr seltene, vollständige Folge prächtig kolorierter Uniform-Aquatintas von Offizieren und Soldaten der königlich-westfälischen Armee, davon 9 zu Pferde. – Am Unterrand des gedruckten Titels mit handschriftlicher Widmung De la part de S. Maj. le Roi de Westphalie/ à S. E. Mons. le Comte de Schonburg”. – Colas und Hiler scheiden das Werk klar und deutlich von der etwa gleichzeitigen, ebenfalls aus 19 Tafeln bestehenden Folge von A. Sauerwald (Colas 2641 und Lipperheide Qdf 8). – Nur vereinzelt leichte Fingerspuren oder schwache Stockflecken im Rand.
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Lot 127
Der Weg zum Nationalsozialismus. 3 Bände. Mit zahlreichen photographischen Abbildungen. Berlin und Fürstenwalde, Militär-Verlag, 1934. 322 S., 1 Bl.; 357; 331 S. 32,5 x 24 cm. Goldgeprägte Original-Leinenbände (gering berieben). [*]
Zuschlag 1300 €
Vollständig selten. – Band 1: Von Weimar bis Potsdam. – Band 2: Die Überwindung des Marxismus durch den deutschen Sozialismus Adolf Hitlers. – Band 3: Die Ruhmeshalle der SA, SS und HJ, des früheren Stahlhelms und der für das Dritte Reich gefallenen Parteigenossen. – Gut erhalten, kaum Gebrauchsspuren.
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Lot 128
Verrat. Bis zum Freimaurermord von Serajewo (sic). – Rom greift ein! – Scheidemann … Ungeheuerliche Enthüllungen aus Akten, die bislang von der Linksregierung verhindert wurden. Berlin, Der Volkwart, 1933. 62 S., 1 Bl. 21,5 x 13,5 cm. Alte Halbleinen-Kartonage.
Nachverkaufspreis 240 €
Für uns nur im Institut für Zeitgeschichte München nachweisbarer Vorläufer der ab 1936 in mehreren Auflagen erschienenen “Entlarvten Freimaurerei” Hasselbachers. Sein Text reicht bis S. 38, danach beigedruckt: Hans Beer. Teil 2. Verrat an Inflationsopfern, Sparern und Rentnern. – Das Schlussblatt ist eine Beitrittserklärung zum “Nationalen Kampfbund der Sparer und Rentner”, rückseitig Abbildung eines 2000 Jahre alten Bronze-Hakenkreuzes, Geschenk der Stadt Homburg für Hitler. – Gebräunt, Titel im Bund beschädigt. – Beiliegend: 1. Erich Ludendorff. Meine Kampfziele. Landsberg/Warthe, um 1930. 4 S. 22 x 14,5 cm. Doppelblatt. – Unterstreichungen in Rotstift. – 2. Sammelheft von 2 Ausgaben des “Rasse-Angriff” (1. Jahrgang, 1. Folge 25.VII.1932 und 1. Sonderausgabe 1933) sowie der Folgen 1/2 von “Völkische Abwehr”, 15./30.VI.1932. Unpaginiert. 23 x 15,5 cm. Klammerheftung. – Gebräunt. – Dazu 2 weitere einschlägige Beilagen.
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Lot 129
KZ. Bildbericht aus fünf Konzentrationslagern. Herausgegeben vom Amerikanischen Kriegsinformationsamt im Auftrage des Oberbefehlshabers der Allierten Streitkräfte. Mit zahlreichen, teils ganz- und doppelseitigen photographischen Abbildungen. Ohne Ort und Verlag, 1945. 14 Bl. 26,5 x 21,5 cm. Bedruckte Original-Broschur (etwas knickspurig, mit leichten Randläsuren, Heftung angerostet).
Zuschlag 300 €
Mit Bildern aus den Konzentrationslagern Buchenwald, Belsen, Gardelegen, Nordhausen und Ohrdruf. – Papierbedingt leicht gebräunt, gering fleckig, etwas knickspurig.
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Lot 130
Ohne Titel. (Luftschutz tut Not.) Öl auf Leinwand. Signiert und datiert unten rechts. Köln, 1936. Maße: 57 x 38,5 cm (Keilrahmen), mit schmaler Leiste gerahmt: 59 x 40,5 cm.
Zuschlag 1500 €
Der italienische Maler Luigi Losito (1905-1992) zog 1936 mit seiner deutschen Frau nach Köln und hielt hier einen seiner ersten Eindrücke fest: eine feindliche Fliegerbombe mitten auf dem Kölner Marktplatz. – Unter dem Motto “Luftschutz tut not” bemühte sich der dem Luftfahrtministerium unter Hermann Göring unterstehende Reichsluftschutzbund (RLB) seit 1936 die Bevölkerung mithilfe aufwendiger Propagandamaßnahmen auf einen künftigen Luftkrieg einzustimmen. Neben Plakaten, Schulungsmaterialien sowie öffentlichen Vorführungen und Lehrgängen sollte auch die Aufstellung von feindlichen Fliegerbomben auf öffentlichen Plätzen die Notwendigkeit der Aufrüstung unterstreichen. – Lositos Ansicht gehört zu den überaus seltenen Zeugnissen dieser Aktion und ist wohl das einzige Beispiel für eine künsterlische Verarbeitung. – Leicht angestaubt, sonst sehr gut.
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Lot 131
Mit Adolf Hitler im Bayerischen Reserve-Infanterie-Regiment 16 List. Mit einem Geleitwort von Julius Streicher. Mit 18 (2 doppelblattgroßen) Tafeln und 1 gefalteten Panorama nach Photographien sowie einigen Textabbildungen. Neustadt/Aisch, Aupperle, 1934. 109 S. Original-Leinenband mit Original-Schutzumschlag (dieser angeschmutzt, ausgefranst und eingerissen, Ränder hinterlegt).
Nachverkaufspreis 240 €
Erste Ausgabe. – Gut illustrierter Augenzeugenbericht. Meyer war Offizier des Regiments, in dem Hitler als Gefreiter diente. Das aus Einzelaufnahmen zusammengesetzte Panorama (118 x 19 cm) zeigt das Kampfgelände von La Basse im Frühjahr 1917, dazu auch ein doppelblattgroßes Luftbild. Das Vowort von Streicher als Handschriftenfaksimile gedruckt. – Einige zeitgenössische Anstreichungen und Marginalien in Bleistift.
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Lot 132
The People vs Nazism. The Verdict and Sentences at Nuremberg. Zweiteiliges, farbig lithographiertes Plakat auf dünnem Papier. I & E Bulletin Visual Aid – Published by the I & E Service, HQ USFET APO 757 US ARM, 27 October 1946. Jeweils: 56 x 81,5 cm .
Zuschlag 3500 €
Äußerst seltenes, vom für Aufklärung und Erziehung zuständigen, in Frankfurt stationierten Headquarter APO 757 der US Army veröffentlichtes Plakat. – Beginnend mit Hermann Göring, präsentiert es 21 der urspünglich 24 angeklagten Hauptkriegsverbrecher (es fehlen Martin Bormann, Gustav Krupp von Bohlen und Halbach und Robert Ley) des ersten Nürnberger Prozesses, der vom 20. November 1945 bis zum 1. Oktober 1946 dauerte. Unter jedem Porträt erscheinen das “Final Judgement”, die Anklagepunkte (1 = Conspiracy, 2 = Crimes against Peace, 3 = War Crimes, 4 = Crimes against Humanity) mit dem entsprechenden “Verdict”, Name, Funktion und ein kurzes Zitat aus der Urteilsbegründung. – Mehrfach gefaltet und papierbedingt leicht gebräunt, Falze teils mit sehr kleinen Fehlstellen, insbesondere der untere Teil mit kleineren Randläsuren, der obere Teil schwach fleckig.
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Lot 133
Sommer 1943. Erinnerungsgabe für die SS-Panzer-Division “Totenkopf”. Mit zahlreichen photographischen Abbildungen und 2 Kartenskizzen. Brüssel, Steenlandt Verlag, 1943. 108 S. 23 x 21 cm. Original-Pappband mit Original-Schutzumschlag (dieser vorne mehrfach eingerissen, rückseitig angeschmutzt).
Zuschlag 900 €
Nicht in den Handel gelangter Augenzeugenbericht von der Kursk-Offensive, laut Impressum Gemeinschaftsarbeit mehrerer namentlich genannter “SS-Kriegsberichter”. Das Geleitwort ist von Generalmajor Prieß gezeichnet, der nach dem Tod von Theodor Eicke im Februar 1943 Kommando führte. Das Buch wurde im Januar 1944 an überlebende Soldaten verteilt, das zugehörige Begleitschreiben (vervielfältigtes Typoskript-Blatt) ist hier erhalten. – Beiliegend: Original-Photographie vom Grab Theodor Eickes. Vintage. Silbergelatine. 18 x 13 cm. – Erster und letzter Bogen gelockert, sonst gut erhalten.
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Lot 134
Programm der Nationalsozialistischen Deutschen Arbeiterpartei. Beidseitig bedrucktes Flugblatt. Druck: Weimar, Büro der N.S.D.A.P., um 1926. 2 S. 30 x 22 S.
Nachverkaufspreis 200 €
Das 1920 formulierte 25-Punkte-Programm in einem frühen Abdruck, noch ohne die 1928-34 nachweisbaren Verlagsadressen von Eher und Kanzler. – Gebräunt, Ränder etwas knitterig, Mittelfalte rechts eingerissen, Anstreichungen in Bleistift, verso Rotstiftmarkierungen eines nicht zum Fraktursatz gehörigen “r”.
Lot 135
De duabus formis Archetypis aeneis ad antiquum Numisma majoris moduli pertinentibus disquisitio. Mit gestochenem Frontispiz. Verona, Typographia Giuliari, 1799. 38 S. 21,5 x 14,5 cm. Carta rustica-Umschlag der Zeit. [*]
Nachverkaufspreis 200 €
Einzige Ausgabe, “elegantissimo e dottissimo opuscoletto” (Cicognara no. 3020, Druckjahr irrig 1791). – Stratico, griechischen Ursprungs (1733-1824), war Mathematiker, Ingenieur und Hydrologe an den Universitäten Padua und später Pavia, schrieb aber auch Archäologisches. Die vorliegende Schrift über antike Münzformen ist dem großen Sammler und Mäzen Stefano Borgia gewidmet. – Titelblatt im Außenrand schwach fleckig, sonst frisch.
Lot 136
Versuch einer Numismatik für Künstler, oder Vorschriften, wie auf alle Fälle Münzen im römischen Geschmacke zu entwerfen, und historische Gegenstände in anpassende Allegorien einzukleiden sind. Mit 6 großen numismatischen Textkupfern. Lemberg, T. Piller und bei A.F. Kaiserer in Wien, 1792. 4 Bl., 119 S. 24 x 18 cm. Halblederband der Zeit mit Rückenschild und etwas Rückenvergoldung (Rücken berieben, unteres Kapital ausgebrochen, obere Ecken stark bestoßen). [*]
Nachverkaufspreis 240 €
Einzige Ausgabe. Uhlich (1743-94), umreißt zunächst die “Geschichte des Münzwesens nach seinem Ursprung, Flor und Verfall”. Der zweite Abschnitt gibt “Verzeichnisse mythologischer und allegorischer Bilder, welche sowohl auf Münzen, als andern Monumenten der Kunst vorkommen”. Das letzte Kapitel formuliert “Vorschriften für die Medailleurs itziger Zeiten”. Die von Winckelmann hergeleiteten Haupteigenschaften guter Allegorien seien “Einfalt, Deutlichkeit und Lieblichkeit” (S. 91). Uhlich erläutert gängige Motive für Medaillenprägungen anlässlich fürstlicher Geburten, Vermählungen, Krönungen, Hingänge sowie militärischer und politischer Ereignisse. – – Exlibris des 20. Jahrhunderts und Privatstempel in den Deckeln, am Titel zeitgenössischer Besitzvermerk des Piaristengymnasiums im Wiener Löwenburgkonvikt, obere Außenecken durchgehend etwas gestaucht, Titel und Widmung mit kleinem Tintenfleck im Bund, sonst sauber.
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Lot 137
Commentatio succincta in Constitutionem Criminalem Caroli V. Imperatoris. Editio quarta castigatior. Hannover, Förster Erben, 1744. 18 Bl., 872 S., 22 Bl. 20,5 x 16,5 cm. Pergamentband der Zeit (angestaubt, Innendeckel mit Kleberesten).
Zuschlag 200 €
Erstmals 1721 erschienener wissenschaftlicher Carolina-Kommentar, gilt als Markstein in der Geschichte des deutschen Strafrechts. – Etwas gebräunt, alter Besitzvermerk auf dem Titel, späteres Exlibris im Innendeckel.
Lot 138
De Jure Naturae et Gentium Libri octo. Lund, V. Haberegger für A. Junghans, 1672. 10 Bl., 1227 S., 4 Bl. – Angebunden: Samuel Rachel. De Jure Naturae et Gentium Dissertationes. Kiel, J. Reumann, 1676. 4 Bl., 334 S., 1 weißes Bl. 21 x 16 cm. Pergamentband der Zeit mit handschriftlichem Rückentitel (verstaubt, Rücken stark, hinterer Innendeckel mit Wurmspuren).
Zuschlag 2400 €
1. Erste Ausgabe, selten. – Roscher 306 f. – Pufendorfs Hauptwerk, ein Klassiker des Naturrechts mit 14 lateinischen Auflagen bis 1773. Gilt durch Ausführungen über das Eherecht auch als Wegbereiter der Gleichberechtigung. – 2. Erste Ausgabe. – Rachel war 1665-80 erster Lehrstuhlinhaber für Natur- und Völkerrecht an der neu gegründeten Universität Kiel. Er zählte zu den Gegnern Pufendorfs und Befürwortern von Grotius. – Einige saubere zeitgenössische Vermerke auf dem Innendeckel und vorgebundenen Leerblättern, Pufendorf vor allem in der unteren Außenecke mit meist schwachem Wasserrand, gegen Ende und im Beiband einzelner Wurmstich am Fuß (an nachgebundenen Leerblättern zum Gang erweitert), insgesamt gutes Exemplar.
Lot 139
IRZ. Illustrierte Republikanische Zeitung. Jahrgänge 6, 7 und 9 in 52 bzw. 53 Heften. Mit zahlreichen Abbildungen. Magdeburg/Berlin, Reichsbanner Schwarz-Rot-Gold, 1929-1932. 40 x 29,5 cm. Lose Hefte.
Zuschlag 550 €
Erschien ab November 1924 als “Illustrierte Reichsbanner-Zeitung”, ab 1929 als “Illustrierte Republikanische Zeitung” und enthielt neben den offiziellen Mitteilungen des Reichsbanner-Vorstandes vor allem Artikel zu innen- wie außenpolitischen, historischen, technischen und naturwissenschaftlichen Themen sowie Reise- und Sportberichte. – Die Zeitung erschien wöchentlich sonnabends in Magdeburg bzw. ab 1926 in Berlin (Kommissionsverlag: J.H.W. Dietz Nachfolger), bis 1933 der Nationalsozialismus im Zuge des Verbotes des Reichsbanners als republikanisch gesinntem Veteranen- und Kampfverband auch der Zeitung ein Ende setzte. – 6. Jahrgang mit 51 (von 52) Heften, 7. Jahrgang mit 49 (von 52 Heften, 9. Jahrgang mit 46 (von 53) Heften. – Überwiegend gut erhalten, nur wenige Hefte mit stärkeren Gebrauchsspuren, Einrissen bzw. Fehlstellen.
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Lot 140
Vertheidigte Freyheit und Ohnmittelbarkeit der Heil. Röm. Reichs Ritterschafft in Franken, Schwaben und am Rhein, auch ihrer wohlhergebrachten Würde und Gerechtsamen. wider die Hochfürstl. Würtembergische sogenannte Vorlegung der angeblich anwachsenenden Irrungen und daher entstehenden Nothdurfft eines Reichs-Regulativs. 2 Bände (Band 1 in 2 Teilen) und zwei Nachträge in zwei Bänden. Schweinfurt, 1750-1753. 4 Bl., 480 S., S. 481-1162, 55 S.; XII, 668, 83 S., S. 57-96 (Fortsetzung aus dem ersten Band), 81 (recte 80) S. 33 x 23 cm. Pergamentbände der Zeit mit Rückenschild (berieben und etwas bestoßen). [*]
Zuschlag 300 €
Pütter II, 170. – Vollständig mit zwei Ergänzungen: 1) Kurzer Innbegriff der verhandelten Streit-Gründe in Sachen des Herrn Herzogs zu Würtemberg … wider die Freye Reichs-Ritterschafft in Francken, Schwaben und am Rhein (S.l., circa 1753) in Band 1 und 2; sowie 2) Abdruck derer Chur- und Fürstlichen Protocollen.. gegen die Ohnmittelbare Reichs-Ritterschafft, s.l., 1753 in Band 2. – Innengelenke angeplatzt, Vorsätze mit Läsuren, schwache Spuren entfernter Stempel, wenig gebräunt, lagenweise stärker, teilweise mit Wasserrand.
Lot 141
Das Nationalfest der Deutschen zu Hambach. Unter Mitwirkung eines Redaktions-Ausschusses beschrieben. Zweites Heft (von 2). Neustadt an der Haardt, Ph. Christmann, 1832. S. (65)-104. 22,3 x 14,5 cm. Bedruckte Original-Broschur (Rücken sauber überklebt, stockfleckig).
Nachverkaufspreis 240 €
Erste Ausgabe. – Stammhammer I, 262 (nur Heft 1) – Sammlung Friedländer 31. – Unbeschnitten. – Stockfleckig.
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Lot 142
Kritik der Gesellschaft. Gesammelte national-ökonomische Schriften. Autorisierte deutsche Uebersetzung. 2 Bände in 1 Band. Leipzig, Otto Wigand, 1886. IV S., 1 Bl., 178 S., VI S., 1 Bl., 214 S. 21,5 x 14 cm. Halbleinwand der Zeit mit goldgeprägtem Rückentitel.
Nachverkaufspreis 800 €
Seltene erste deutsche Ausgabe. – Stammhammer II, 43 – vgl. Einaudi 527 (französische Erstausgabe von 1885). – Posthum erschienenes Hauptwerk des französischen Revolutionärs und sozialistischen Theoretikers Louis-Auguste Blanqui (1805-1881), der großen Einfluss auf spätere kommunistische und sozialistische Bewegungen hatte. – “There can be no doubt that Marxian concept of proletarian dictatorship can be traced to Blanqui and that Blanqui’s ideas anticipated the strategy of Lenin and the Bolsheviks” (ESS II, 585). – Erster Band: Kapital und Arbeit. – Behauptungen einiger Nationalökonomen. – Zweiter Band: Aufsätze und Notizen. – Innendeckel mit Exlibris, nur teilweise leicht stockfleckig.
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Lot 143
Von Tillesen bis Schmelzer. Berlin, Buchholz, 1928. 16 S. (inklusive Umschlag). 21,8 x 15 cm. Illustrierte Original-Broschur (etwas fleckig und gebräunt).
Nachverkaufspreis 200 €
Seltene antifaschistische Flugschrift des jüdischen Schriftstellers und Journalisten Artur Schweriner (1882-1941). – “Das Material dieser Flugschrift entstammt einem Vortrag, … vor 800 Funktionären des Reichsbanners Gau Berlin-Brandenburg am 23. März 1928 in Berlin … gehalten hat.” – “Von Tillessen bis Schmelzer sind die Todfeine der Republik unversöhnliche Judenhasser. In diesem Wahlkampf müssen sie als letzte Rettung den Judenhaß besonders stark aufleben lassen, um die verratenen und betrogenen Wähler von ihrem ungeheuerlichen Schuldkonto abzulenken.” (S. 3). – Papierbedingt etwas gebräunt.
Lot 144
Teutsche Politick oder von der Weise wol zu regieren in Frieden und Kriegs zeitten. 2 Teile in 1 Band. Mit 2 gleichen figürlichen Titelbordüren in Kupferstich. Frankfurt, J. C. Unckel, 1620. 305 S., 3 weiße Bl.; 300 S. – Angebunden: Johann Textor. Obrigkeit- und Richter-Spiegel, darinn deren Ampt und Gebührde zuersehen: Item Hofleuth Spiegel. Frankfurt, E. Kempfer für G. H. Faber, 1617. 251 S. 12,5 x 7,5 cm. Pergamentband der Zeit (verstaubt und fleckig, Schließbänder fehlen). [*]
Nachverkaufspreis 900 €
Zwei seltene Fürstenspiegel aus der Anfangsphase des Dreißigjährigen Krieges. – I. VD17 3:311756N (Teil 1) und 3:311758C (Teil 2) – Jantz 1545. – Einzige Ausgabe, eng an Justus Lipsius orientiert. – Teil 1 behandelt kluge Staatsführung zu Friedenszeiten, Teil 2 die militärischen Anforderungen. – Kreps, aus Alnfeldt (Allfeld), war Richter in Mainz und kaiserlicher Hofdiener, die beiden Teile sind den Grafen Johann Reinhart und Philipp Wolfgang zu Hanau-Lichtenberg gewidmet. – II. VD 17 3:311760Y – Jantz 2722. – Einzige Ausgabe. – Textor (1582-1626) ist als Verfasser der ersten Nassauischen Chronik bekannt, er war Stadtschreiber von Haiger, später Dillenburg. Auf eine ausführliche Einführung in Prosa folgen Abdrucke der Reimspiegel von Obrigkeit und Richtern (Hermann Witekind), des Fürsten (Sebastian Schenck) sowie des Hoflebens (Lazarus von Schwendi). – Gebräunt, sonst wohlerhalten.
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Lot 145
Le Prince. Traduit & Commenté par. A. N. Amelot, Sieur de la Houssaie. Mit gestochenem Porträt-Frontispiz. Amsterdam, H. Wetstein, 1684. 15 Bl., 254 S. 16 x 9,5 cm. Lederband der Zeit mit oxidierter Rückenvergoldung und marmorierten Vorsätzen (berieben und bestoßen, Kapitale eingerissen und ausgefranst).
Zuschlag 240 €
Ebert 12672. – Zweiter Druck der zweiten französischen Übersetzung des “Principe”, erstmals 1683 bei Wetstein mit abweichender Kollation erschienen. Die erste französische Übertragung hatte J. Gohory 1664 in Rouen herausgebracht. – Provenienz: Auf dem Titel 1692 datierter Besitzvermerk “W. H. Schmoll d. Eisenwerth”, wohl der 1670 geborene und 1724 als Land- und Kammerrat von Nassau-Dillenburg nachweisbare Wolfgang Heinrich Schmoll von Eisenwerth. Von seiner Hand auf dem weißen Vorsatzblatt mit nochmaliger Unterschrift ein knapp halbseitiger lateinischer Vermerk zur Bewertung des Werkes. Auf dem Titel und S. 100 schwacher und fragmentarischer Stempel “Staedel”, möglicherweise der Frankfurter Kunstsammler Johann Friedrich Staedel. Im Innendeckel ferner handschriftliches Exlibris von Fritz Valckenberg, vermutlich der Wormser Weinhändler Friedrich V. (1788-1841). Im Text zahlreiche Unterstreichungen, Randpunkte sowie wenige Marginalien in grüner Feder von alter Hand. – Etwas gebräunt und stockfleckig.
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Lot 146
Der vergrösserte Staat. Leipzig, Breitkopf, 1759. 8 Bl., 372 S., 14 Bl. 20 x 12 cm. Pergamentband der Zeit mit Rückenschild (etwas fleckig).
Nachverkaufspreis 400 €
Erste Ausgabe. – Humpert 934 – vgl. Kress 6810 (Ausgabe 1771) – nicht bei Goldsmiths und Higgs. – Philippi (1721-1791) war Königl. Preuss. Polizeidirektor in Berlin. – Er vertritt eine Staatslehre unter vorwiegend ökonomischen Gesichtspunkten. Mit Kapiteln über den Fürsten, Staatsbediente, Armee, Gewissensfreiheit, Freiheit im Handel und Wandel, das Commercium, Steuern, Schulen, Kammeral- und Finanzwissenschaft u.a. – Titel mit altem Besitzvermerk, teils etwas gebräunt bzw. fleckig.
Lot 147
Hromada. Ukrajins’ka zbirka. (Gemeinschaft. Ukrainische Sammlung). 1.-2. Lieferung (von 5) in 1 Band. Teil 1: Peredn’e slovo. (Ein Vorwort). Teil 2: Zvistky po Ukrajinu. (Nachrichten zur Ukraine). 1876-1877. Genf, Hromada, 1878. 101 S.; XIV, 586, 4 S. 21,5 cm x 15 cm. Etwas späterer Halblederband mit goldgeprägtem Rückentitel (etwas berieben, Rücken mit 2 kleinen Inventarschildchen).
Nachverkaufspreis 450 €
Erste Ausgabe. – Die ersten 2 von 5 Teilen der von M. Drahomanov verfassten bzw. redigierten Reihe, die erste ihrer Art, die unzensiert im schweizerischen Exil erschien. – Von Bedeutung war sie für die Positionierung des ukrainischen Nationalismus zu sozialen und kulturkämpferischen Ideen. – M.P. Drahomanov (1884-1895) gilt als einer der Ideologen ukrainischer Autonomie. – Das Titelblatt der 1. Lieferung mit Stempelung der Memorial-Bibliothek der amerikanischen Slawistin Z.O. Yur’eva sowie kleinen Vermerken in Blei. – Teils etwas stärker gebräunt, einige Bleistiftanstreichungen, kleine Randläsuren.
Lot 148
Sammlung von 4 gedruckten Wahlscheinen, 3 Abstimmungszetteln, und 4 Wahlaufrufen. Berlin, Potsdam, Eberswalde, 1932/33. 10 Einblattdrucke, 1 Doppelblatt. Verschiedene Formate.
Zuschlag 330 €
Wahlscheine (2 auf rotem Papier) aus dem Wahlkreis Potsdam I zur Reichstags- und Landtagswahl 1933 sowie aus Eberswalde zur Provinziallandtags- und Gemeindewahl, wohl ebenfalls 1933. Alle nicht angekreuzt, sondern zur Auszählung der Stimmen in Bleistift benutzt. – 2 gleiche, unbenutzte Formulare zur Volksabstimmung über das Staatsoberhaupt des deutsches Reiches im August 1934, ferner zur Abstimmung über den “Reichstag für Freiheit und Frieden, Wahlkreis Magdeburg” im November 1933. – Wahlaufrufe zur Reichspräsidentenwahl 1932: “Wer wird Reichspräsident … Hindenburg oder Hitler” (Doppelblatt, Berlin, Karl Häuser, zeitgenössische Unterstreichungen und Anmerkungen in Blau- und Rotstift), “Warum Duesterberg … Deshalb: nicht Hindenburg” (Potsdam, von Dommes), “Urteile selbst! Die SPD sagt, Hindenburg sei das ‘kleinere Uebel'” (Berlin, W. Ulbricht), “Nieder mit der deutschvölkischen Zersplitterung!” (Berlin, Deutschnationale Schriftenvertriebsstelle). – Beiliegend: vervielfältigtes Typoskript einer Einladung der NSDAP Eberswalde zur letzten Kundgebung vor der Reichspräsidentenwahl, 10.III.1932, mit 2 Original-Unterschriften. – Gebräunt, teils kleine Randschäden.
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Lot 149
Satirische Karte von Europa im ersten Weltkrieg. Original-Tuschfederzeichnung auf Karton, links unten signiert. Wien, um 1915. Blattgröße: 38 x 51 cm.
Zuschlag 950 €
Zasche (1862 – 1922) ist vor allem als politischer Karikaturist bekannt. Er charakterisiert hier die Kriegsakteure von Frankreich bis Russland und von Norddeutschland bis zum Mittelmeerraum, dazwischen Soldaten, Weihnachtsengel, Kölner Dom etc. – Bildseite angestaubt, Rückseite angeschmutzt, mittig vertikale Bruchlinie, links hinterlegter Randeinriss bis ins Bild.
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Lot 150
Entwurf zu einem reinen Decimal-Systeme für Teutschland, besonders aber für die Zollvereins-Staaten. Ausgearbeitet und herausgegeben von August Lanzac. Leipzig, Rhein, 1845. 27 S. 22 x 13,5 cm. Alte Rückenbroschur (etwas angestaubt und gebräunt).
Nachverkaufspreis 200 €
Seltene erste Ausgabe, die wir in Deutschland nur in der Bayerischen Staatsbibliothek nachweisen können. – Goldsmith-Kress 34096.22 – Humpert 6447 (datiert: 1847). – Der Verfasser war Kaufmann und Privatgelehrter der Buchhaltungs-Wissenschaft in Dresden. – Ecken leicht knickspurig.
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Lot 151
Leggi del banco giro della Repubblica Veneta (Deckeltitel). Sammelband mit 2 seltenen Drucken und 5 italienischen Handschriften aus dem Archiv oder nahen Umfeld der Bank. Venedig, 1663-1774. 19,5 x 14 cm und 24 x 17,5 cm (Drucke), ca. 30 x 20 cm (Handschriften). Interimspappband des späten 18. Jahrhunderts (verstaubt und fleckig, Rückenbezug mit Fehlstellen). [*]
Nachverkaufspreis 2400 €
Nach den mittelalterlichen Anfängen des modernen Bankwesens (Venedig 1171, Barcelona 1401, Genua 1407) gründete die Republik Venedig 1587 mit dem “Banco della Piazza di Rialto” die erste europäische Staatsbank mit Einlagensicherung, Buchgeld und Scheckwesen. Aus ihr ging 1619 der “Banco del Giro” hervor, der bis zur Auflösung der Republik 1797 Bestand hatte. – Der vorliegende Band enthält die beiden folgenden Drucke: 1. Ordini, e Regole in Materia del Banco del Giro, in varij tempi dall’ Eccellentissimo Senato stabilite, e confirmate con molti Decreti; hora republicate … con l’aggionta d’altre Regolazioni decretate dall’ Illustrissimi … Revisori Inquisitori al Banco medesimo. Mit großem Titelholzschnitt des Markuslöwen. Venedig, Pietro Pinelli, 1663. 1 Bl., 20 S., 1 weißes Bl. – Für uns nur in der Staatsbibliothek Berlin, der Marciana und der Universitätsbibliothek San Marino nachweisbar, nicht bei Goldsmiths’-Kress. – ICCU VEAE126439. – Enthält abschnittsweise “Legge Antica” oder “Decreto Vecchio”, gefolgt von “Aggionta” oder “Decreto nuovo”, ferner Regeln für die Buchhalter – offenbar eine grundlegende Neuordnung. – 2. Terminazione dell’illustriss. ed Eccellent. Signor Depositario al Banco Giro in Materia d’Intacchi. Mit Titelholzschnitt des Markuslöwen. Venedig, Figliuoli Pinelli, 1774. X S., 1 weißes Bl. – Für uns in der vorliegenden Buchform nicht nachweisbar, das Seminario Patriarcale di Venezia besitzt den Text mit gleichem Incipit als Einblattdruck in Folio (ICCU VEAE149654). – Enthält “Addi” vom 26. IV. und 4. VIII. 1774. – Handschriften, in Kursive von verschiedenen Händen mit braunschwarzer Feder: 1. Tratta dal Capitular … de Sig:ri Regolatori alla Sera. Datiert 23.IV.1667. 2 1/2 S. auf 2 Doppelbl., am Schluss als Adressaten die “Ministri del Banco del Giro”. – Incipit: “La diligenza degli Inquisitori al Banco del Giro, eseguendo con la devote applicatione il Dec:o di quest Cons:o di 8 Genaro q(uest)anno, ha fatto seguir le necessarie intimationi à Coadiutori de Quadernieri …”. – 2. Calvi, Antonio. Wohl eigenhändiger Brief mit Unterschrift, undatiert. 4 S. auf Doppelbl. – An die “Signori” des “Banco”. In “Calamitosi Tempi non Caminanosi Negotij con grossi Vantaggi, ma poco è quasi nulla” über Zins, Geldtausch, internationalen Geldverkehr (“à Fiandra, Alemagna, o Italia”), “Aggio sopra le monete” mit konkreten Berechnungen, “Carato” und “Carati” etc. – Nach der Pestepidemie 1630/31 setzte Inflation ein, die der “Banco” aktiv bekämpfte. Die Menge an Münzgeld wuchs, das Vertrauen in Buchgeld schwand, der Tausch musste reglementiert und die Bank durch die Republik gestützt werden. Die Schwierigkeiten dauerten an, hierzu auch die folgenden, wohl kurz vor 1670 entstandenen Handschriften. – 3. Abschriftliches Memorandum. Undatiert (nach 1665). 4 S. auf 2 Doppelbl. – An die “Deputati sopra la Provisione del Denaro”. “Il vero disordine del Banco del Giro deriva dalla fiachezza della Piazza e del negotio, dalla quantità di scudi effetivi,; que per centenara di migliara furono estratti in passato da questa Dominante per Milano; dalla moltitudine di Ducate estratti per le Isole, et altri Luochi del Levante, et Turchia; dal timore …” Die Unordnung sei nicht durch die “facitura del ducato intrapresa 1665” entstanden. Es folgen währungspolitische Ausführungen zu Gold und Silber, Zechinen, Filippi, Pfunden, etc. – 4. Zwischengeheftete Abschrift mit Vermerk “Banco Avogado”. Undatiert. 5 1/2 S. auf 2 Doppelbl. – In gleicher Sache (“l’augmento giornaliere delle valute”) Vorschläge zu Gegenmaßnahmen, wiederum mit internationalem Bezug. – 5. Weitere Abschrift in gleicher Sache. Undatiert (nach 1667). 5 1/3 S. auf 2 Doppelbl. – Erwähnung des Jahres 1667, am Schluss doppelte Auflistung von 3 Adressaten im “Banco Giro”: Francesco Rubbi, Alessandro de Verravaro, Melchior Testa. – Die erste Handschrift angestaubt, mit vertikaler Faltspur und alter Anstreichung in Rötel, letzte ebenfalls mit Faltspuren sowie Heftungsriss im Bund, sonst sehr gut erhalten, die Drucke frisch.
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