Lot 70 / Auktion 26 – NACHVERKAUF

Hartung, Karl

Ergebnis 20.000,00 €

Lot 70 / Auktion 26 – NACHVERKAUF

Hartung, Karl

Hartung, Karl. Kopfstein IV, V und VI. 3 Bronzeplastiken, dunkel patiniert. 1959. Maße: 28 x 25 x 25 cm, 27 x 26 x 25 cm und 27 x 29 x 20 cm.
Krause 716-718. – Berliner Bildhauer und Maler, Katalog zur Wanderausstellung, Berlin 1964 (mit Abbildung von zwei der drei Skulpturen), dort als “I 59, II 59 und III 59” bezeichnet. – Lebzeitengüssen aus einer Gesamtauflage von 6 + 1 AP Exemplaren. – Dreiteilige Skulpturengruppe von Karl Hartung (1908-1967), der seit 1951 als Professor für Bildhauerei an der Hochschule für bildende Künste in Berlin lehrte. Er beschäftigte Wagin, der seit 1957 in Berlin studierte, bis Mitte der 1960er Jahre als Assistent. – Die vorliegenden drei Arbeiten wurden 1964/66 auf der von Wagins “Galerie S” organisierten “Wanderausstellung Berliner Bildhauer und Maler” gezeigt, zwei sind im Katalog abgebildet. – “In den späten fünfziger und sechziger Jahren wendet sich Hartung verschiedenen Werkkomplexen zu, etwa den sogenannten Kopfsteinen und den Säulen-Plastiken, mit denen er sein Formenrepertoire nochmals erweitert. […] Stärkeren Abbildcharakter besitzen die ‘Kopfsteine’, deren Bezeichnung insofern mißverständlich ist, als sie mit menschlichen oder tierischen Köpfen nichts gemein haben und dieser Bezug von Hartung auch nicht beabsichtigt war. Laut Mitteilung der Tochter war Hartung im Zuge von Straßenarbeiten vor seinem Haus so begeistert von den ‘Kopfsteinen’ des Kopfsteinpflasters, daß er einige dieser Steine an sich nahm und sich von ihnen inspirieren ließ (WV 655-657, 716-719; Abb. 80, 81). Bei Ausstellungen verzichtete Hartung bei den nun entstandenen Plastiken jedoch oft auf Titel oder nannte sie ‘Prismatische’ oder ‘Kristalline Form’ (WV 645 bis 647, 715). Die ‘Kopfsteine’ entstanden Ende der fünfziger Jahre, also etwa zeitgleich mit den abstrakten Steinplastiken. Sie sind nahezu ausschließlich in Gips für Bronze gearbeitet, und ihre Gesamtform ergibt sich aus der gedrängten Zusammenballung mehrerer scharfkantiger oder gerundeter Elemente, die häufig zerfurcht oder von Graten überzogen sind. Immer handelt es sich um massive vollplastische Gebilde ohne Durchbrüche oder Höhlen. Hartung kehrt mit ihnen – allerdings in stark modifizierter Weise – zurück zu volumenbetonten, geschlossenen Arbeiten,die sich gegenüber dem Umraum als plastischer Kern behaupten, ohne sich diesem in einem Wechselspiel von Innen und Außen zu öffnen. Es ging ihm hier sowohl um die Verbildlichung eines bestimmten plastischen Prinzips als auch um die künstlerische Umsetzung des Naturvorbildes kristalliner Formen. Diese Gleichwertigkeit wird nicht zuletzt durch das gewählte Material verdeutlicht. Auch wenn die ‘Kopfsteine’ an bizarre Gesteinsformationen denken lassen, wird dieser Eindruck doch durch die dunkle Bronze verfremdet und die plastische Gestalt dadurch – stärker als bei den parallel entstehenden abstrakten Steinskulpturen – als künstlerische Form gekennzeichnet. Mit dieser motivischen Erweiterung schließt sich ein Kreis: Hatte sich Hartung bei seinen früheren volumenbetonten Kernplastiken ausschließlich auf die organische Natur bezogen, überträgt er nun dasselbe Formprinzip auf die anorganische Natur” (Markus Krause, Werkverzeichnis zu Karl Hartung, Metamorphosen von Mensch und Natur, München 1998, S. 160 ff.). – Etwas angestaubt und berieben, partielle Oxidationsspuren. – Provenienz: Aus dem Nachlass von Ben Wagin. – Wir danken Herrn Dr. Markus Krause und dem Nachlass Karl Hartung für die freundlichen Hinweise.

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